Die Wahlforscher haben am Wahltag sehr unterschiedliche Ursachen erhoben, warum die Wahl ausgegangen ist, wie sie ausgegangen ist – aber in einem Punkt stimmen sie überein: Die Person Werner Kogler ist für den in dieser Größe beispiellosen Erfolg der Grünen bestenfalls von untergeordneter Bedeutung gewesen. Dieses Urteil, gewonnen aus jeweils mehr als 1.000 Befragungen, ist ungerecht: Tatsächlich erscheint Koglers Beitrag zum grünen Wahlerfolg in den Augen seiner Wähler nur deshalb so gering, weil das Thema Klimaschutz so stark gezogen hat und auch alle anderen Inhalte mehr Beachtung gefunden haben als der Spitzenkandidat.

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Der knorrige Steirer Werner Kogler führte die Grünen zurück ins Parlament.
Foto: REUTERS/Lisi Niesner

Es war aber der bodenständige Steirer, der die Grünen in ihrer schwersten Stunde seit 1986 übernommen hat – und sie sehr konsequent wieder ins politische Spiel gebracht hat. Dass ihm das Thema Klimaschutz dabei entgegengekommen ist, ist unbestreitbar – aber ebenso unbestreitbar ist, dass der grüne Spitzenmann dieses Thema konsequent aufgegriffen hat und schon den EU-Wahlkampf zum Klimawahlkampf gemacht hat. Er hätte durch den Wahlerfolg im Frühjahr (da gab es ein leichtes Plus gegenüber der Vergleichswahl vor fünf Jahren und bundesweit 14 Prozent) Anspruch auf ein Mandat im Europaparlament gehabt – weil aber die Nationalratswahl unmittelbar bevorgestanden ist, hat er sich auch hier als Frontmann angeboten. Dabei galt Kogler stets als guter "zweiter Mann", vordrängen wollte er sich nie.

Kogler wurde 1961 in Hartberg geboren, kam zum Volkswirtschaftsstudium nach Graz und engagierte sich dort ab 1981 in der Alternativen Liste, einer Vorläuferorganisation der Grünen. Seine weiteren Stationen waren der Grazer Gemeinderat (1985), ein Nationalratsmandat und der Aufstieg in den grünen Bundesvorstand (1999) sowie die Wahl zum steirischen Landessprecher (2005). Im Parlament bewährte er sich mit ökonomischem Fachwissen, ebenso im Rechnungshofausschuss, dem Hypo-Untersuchungsausschuss sowie als stellvertretender Klubchef unter Eva Glawischnig.

Als die Grünen ihre Nationalratsmandate 2017 verloren, demonstrierte Kogler Zuversicht, übernahm ohne jeden Anspruch auf Einkommen die Parteiführung und trimmte die Grünen mit mehreren eher auf Inhalte als auf Außenwirkung abzielenden Konferenzen wieder auf den angestammten Umweltkurs – was letztlich zum Erfolg führte. (Conrad Seidl, 29.9.2019)