39 Varianten dieses Stimmzettels gibt es österreichweit – wie er ausschauen soll, ist recht streng geregelt

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Es ist eine ganze Menge Papier, die am Wahltag anfällt. Mehr als vier Millionen Stimmzettel landen in den Händen der Wahlberechtigten, bereits zuvor waren hunderttausende Kuverts an Briefwähler gegangen.

Der Stimmzettel ist das eine große Symbol für die Demokratie. Schon im alten Griechenland kannte man eine Art von Stimmzettel: den Scherben. Papier folgte dann im antiken Rom, angeblich schon im zweiten Jahrhundert vor Christus. Die heutige Form der Stimmabgabe entwickelte sich dann ab dem 17. Jahrhundert. Da langsam immer mehr Menschen – anfangs Männern – das Recht zur Wahl zugestanden wurde, mussten Methoden gefunden werden, viele Stimmen gleichzeitig auszählen zu können. So entstand der Stimmzettel, wie wir ihn heute kennen.

Doch wie gelangt er ins Wahllokal oder Wahlkuvert? Und wo landet er, sobald die Stimmen ausgezählt sind? DER STANDARD hat die Reise eines Stimmzettels begleitet und ist dabei auf einige interessante Details gestoßen. So dürften die wenigsten Österreicher ahnen, dass der Stimmzettel keineswegs nur einen einzigen "Geburtsort" hat.

Vielmehr liegt die Produktion der Stimmzettel in der Verantwortung der einzelnen Bundesländer. Das liegt auch daran, dass der Zettel, auf dem die Bürger ihre Wahlentscheidung bekanntgeben, über Österreich verteilt in 39 Versionen erscheint: Je nach Bundesland können teilweise unterschiedliche Parteien gewählt werden, je nach Regionalwahlkreis können andere Vorzugsstimmen vergeben werden.

Bundesländer für Druck verantwortlich

Die neun Bundesländer suchen sich Druckereien aus, die dann die Stimmzettel produzieren. Bei deren Gestaltung gibt es durchaus Handlungsspielraum, die prinzipielle Stoßrichtung gibt die "Nationalrats-Wahlordnung 1992" vor. Wichtig ist etwa, dass alle Parteien eine gleichgroße Spalte haben; dass die Bewerber für Vorzugsstimmen mit "Kreisen" zum Ankreuzen und nach "arabischen Ziffern" gereiht präsentiert werden. Aufdrucke dürfen nur schwarz sein, "Trennungslinien der Rechtecke und die Kreise haben in gleicher Stärke ausgeführt zu werden". Jeder Stimmzettel wird von der Landeswahlbehörde abgenommen, bevor er in Druck geht.

Sobald das passiert ist, gelangen die Stimmzettel an die Bezirkswahlbehörden, wobei eine Reserve angelegt wird. Das Gros der Stimmzettel übermittelt die Behörde über die Gemeinden an die Gemeinde- und Sprengelwahlbehörden, wobei sich hier deren Weg aufsplittet.

Denn nun werden zunächst Wahlkarten-Wähler bedacht, die ihren Stimmzettel zugeschickt bekommen, sofern sie dies bereits beantragt haben. Das ist schriftlich bis zu vier Tage vor dem Wahltag, mündlich sogar bis zu zwei Tage davor möglich.

Rechtzeitige Abgabe nötig

Alle Briefwähler müssen dafür sorgen, dass ihre Wahlkarten bis 17 Uhr am Wahltag bei den Bezirkswahlbehörden oder – zu den Öffnungszeiten – in den Wahllokalen einlangen: entweder indem sie ihre Wahlkarten rechtzeitig abschicken oder indem sie diese persönlich in einem Wahllokal deponieren.

Kein Dokument dürfte so sehr in Bewegung sein wie ein Stimmzettel am Wahltag: Bei der letzten Nationalratswahl 2017 wurden 4,3 Millionen Stück im Wahllokal ausgegeben, angekreuzt und in die Wahlurne geworfen. Dann erfolgt die Auszählung, deren Ergebnis über die Bezirks- und Landeswahlbehörde an die Bundeswahlbehörde geht.

So ist am Wahltag schon kurz nach dem Schließen der letzten Wahllokale um 17 Uhr ein Ergebnis möglich. Am Tag darauf werden die Stimmen von Briefwählern gezählt, ein weiterer Auszählvorgang findet am Donnerstag nach dem Wahltag bei den Landeswahlbehörden statt.

Dann heißt es warten: Das Endergebnis wird erst nach mehr als zwei Wochen von der Bundeswahlbehörde verlautbart. Heuer soll das am 16. Oktober passieren. Dann haben alle wahlwerbenden Parteien noch vier Wochen Zeit, Einspruch beim Verfassungsgerichtshof zu erheben. In dieser Zeit bleiben die ausgezählten Wahlzettel in Paketen verpackt liegen. Sobald die Frist abgelaufen ist und die Wahl definitiv gültig ist, wird geschreddert – sehr zur Freude der Gemeinden. Denn die Stapel an Stimmzetteln nehmen oft mehrere Zimmer in Beschlag. (Fabian Schmid, 30.9.2019)