Straches Tage als FPÖ-Parteimitglied könnten bald gezählt sein – auch nach dem Wunsch einiger ehemaliger Fans.

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Rund fünf Prozentpunkte Verlust brachte die Nationalratswahl der türkis-blauen Ex-Koalition – allerdings verteilt in sehr ungleichem Maße. Während die ÖVP laut Endergebnis mit Wahlkartenprognose auf 37 Prozent zulegen konnte, dürfte die FPÖ letztlich von 26 auf 16 Prozent abstürzen. Ein Ergebnis, das die blauen Parteigranden bereits einen Gang in die Opposition andeuten und von einer "Erneuerung" sprechen ließ.

Schon gehört?

Sehr schnell sehr eng werden könnte es dabei für den zum einfachen Mitglied degradierten Ex-Parteichef H.-C. Strache. Seine Versprechen an eine vermeintliche russische Oligarchennichte auf einer Finca auf Ibiza wurden zuerst zum Stolperstein für die Koalition – und während einige Fans ihm dennoch die Treue hielten, waren es schließlich kreative Spesenabrechnungen, die möglicherweise das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Seit dem Debakel vom Sonntagabend stürmen entrüstete FPÖ-Anhänger die Facebook-Seite von Strache und machen ihn für das Ergebnis verantwortlich. Strache selbst übt sich in Schweigen.

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"Sei doch endlich ruhig"

"So viel gewonnen durch harte Arbeit in den letzten Jahren – und nun alles verloren. Vielen Dank, HC", postet eine Nutzerin, garniert mit einem Facepalm-Smiley. "Zu diesem schlechten Ergebnis haben besonders Sie beigetragen", schreibt eine andere. "Das heute war ihr Verdienst (…), wollen S' vielleicht noch einen Zuschuss oder einen anderen Posten für die Gattin?", meint eine weitere.

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Statements, die die umgeschlagene Stimmung der Kommentare seit Sonntagabend gut zu treffen scheinen. Manche Ex-Fans fordern auch sehr konkret Konsequenzen für Strache. "Sei doch endlich ruhig", meint einer. "Je eher dich die Partei ausschließt, umso besser für ihre Zukunft." Dazwischen mischen sich auch immer wieder hämische Bemerkungen von Nutzern, die offenkundig nicht aus dem politischen Lager der FPÖ kommen.

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Strache droht baldiger Ausschluss

Am Dienstag tagt der Parteivorstand, um über Lehren und Konsequenzen des Ergebnisses zu beraten. Dann dürfte auch ein Ausschluss von Strache zum Thema werden, der von einigen Beobachtern erwartet wird. Kurz vor dem Urnengang wollte der einstige Chef der Blauen, der nach der Parteispaltung 2005 an die Spitze gerückt war, noch nicht ausschließen, 2020 bei der Landtagswahl in Wien anzutreten.

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Mit einem Minus von sieben Prozentpunkten (noch ohne Briefwahlstimmen) schlitterte die FPÖ aber auch in der Bundeshauptstadt in ein Debakel. Dies hat zur Folge, dass auch das sicher geglaubte Mandat von Straches Frau Philippa gehörig wackelt. Sie kandidierte auf Platz drei der Wiener Liste.

Strache lässt Kritik an Wahlkampfstrategie anklingen

Während er zwar keine neuen Postings verfasste, äußerte sich Strache am Wahlabend sehr wohl zu manchen kritischen Kommentaren gegenüber seiner Person. Dort verwies er einmal mehr auf die "kriminelle Ibiza-Täter-Gruppe" und wies Anschuldigungen hinsichtlich seines Spesengebarens zurück.

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Durchklingen lässt er allerdings auch Kritik an der Wahlstrategie der neuen Parteiführung unter Norbert Hofer und Herbert Kickl, der er implizit vorwirft, sich zu sehr an die ÖVP angebiedert und so Wähler verunsichert zu haben. (Georg Pichler, 30.9.2019)

Update, 14:25 Uhr: Korrektur hinsichtlich der Parteispaltung der FPÖ, die 2005 (und nicht 2002) erfolgt ist.

Im Video von der FPÖ-Wahlparty fordert der niederösterreichische FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl:
"Strache hätte es so wie der Joschi (Gudenus, Anm.) machen sollen." Also sofort nach Ibiza aus der Partei austreten.

Strache solle sich einen anderen Beruf suchen ("einen, den er mag"), empfiehlt Waldhäusl außerdem seinem ehemaligen Chef.
DER STANDARD