Grafiker sind kreative Menschen. Neue Techniken sind ihnen immer willkommen, zumal sie Möglichkeiten bieten, ihre Kreativität noch weiter zu treiben. Doch wie so oft im Leben lauert darin die Gefahr, dass nicht alles, was machbar zugleich sinnvoll ist.

Die ORF-Grafik im Wahlstudio am Sonntag erwies sich als sehr kreativ. Als Tarek Leitners Gesicht im Studio erstmals mit der Karte von Österreich verschmolz, war das ein erster halluzinogener Appetizer auf das, was noch folgen sollte.

Tarek Leitner und die Wahlgrafik, kurz vor der Hochrechnung.
Screenshot ORF TVthek

Die Grafik präsentierte im Raum schwebend ein flachgelegtes Abbild unseres Landes. Leitner erwies sich in dem Setting als gelehriger Schüler großer Illusionisten, hob und senkte mit seiner Gestik das ganze Land, es war wie ein Wunder. Aus Österreich ragten in den jeweiligen Parteifarben Striche, die Säulen sein sollten und verdeutlichen wollten, wo hinzugewonnen oder verloren wurde.

Voller Körpereinsatz.
Screenshot ORF TVthek

Die Verliebtheit in die Grafikkunst führte dazu, dass blaue Stalaktiten den Absturz der FPÖ bereits ankündigten, bevor noch die Zahlen präsentiert waren. Dasselbe ließ sich über ein grünes Nagelbrett sagen, bei dem die Striche nach oben zeigten.

Wenn das Land oben ist, geht's mit Wahlergebnissen nach unten.
Screenshot ORF TVthek

Der Hokuspokus mag technisch raffiniert sein, vor dem Bildschirm bescherte er eher Informationsarmut. Zur Ehrenrettung muss man aber sagen, dass jene dreidimensional animierte Grafik zur Verteilung der künftigen Sitze im Parlament hübsch gestaltet war. Vielleicht lag es daran, dass man sich dabei an alten, zweidimensionalen Entwürfen orientiert hat. Die hätten's natürlich auch getan. (Karl Fluch, 30.9.2019)

Hier regnet es rote Verluste auf Moderator Tarek Leitner.
Foto: Screenshot ORF TVthek
Und hier kollidieren die Verluste der FPÖ mit Tarek Leitners Frisur.
Foto: Screenshot ORF TVthek