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Abdullah Abdullah sieht sich als Sieger der afghanischen Präsidentenwahl vom Sonntag.

Foto: AP / Ebrahim Noroozi

Kabul – Der große Rivale des bisherigen afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani, Abdullah Abdullah, hat am Montag nach der Präsidentenwahl den Sieg für sich reklamiert. Das meldet die Nachrichtenagentur AFP. Eine Reaktion Ghanis darauf gab es vorerst nicht. Es ist aber nicht davon auszugehen, dass dieser zum aktuellen Zeitpunkt bereits eine mögliche Niederlage eingestehen würde – noch sind nur wenige Stimmen ausgezählt, ein offizielles Ergebnis gibt es noch lange nicht.

Abdullah wurde auch umgehend von der Wahlkommission in die Schranken gewiesen. "Kein Kandidat hat das Recht, sich zum Sieger zu erklären", sagte ein Vertreter der Kommission. Am Sonntag hatte bereits einer von Ghanis Mitstreitern die Stimmenmehrheit für sein Lager reklamiert. "Nach unseren Informationen haben 60 bis 70 Prozent der Menschen für unser Team gestimmt", sagte Amrullah Saleh dem Sender Voice of America.

Auch nach der letzten Wahl im Jahr 2014 hatte es monatelange Unstimmigkeiten zwischen Abdullah und Ghani über das Wahlresultat gegeben. Am Ende einigte man sich unter Druck Washingtons auf eine Machtteilung. Ghani wurde Präsident, Abdullah "Geschäftsführer" der Regierung. Dass nach der aktuellen Wahl noch einmal eine ähnliche Vereinbarung getroffen werden könnte, gilt allerdings als unwahrscheinlich.

Ergebnisse nicht vor Mitte Oktober

Die Beteiligung bei der Präsidentenwahl war ersten inoffiziellen Schätzungen zufolge sehr gering ausgefallen. Von knapp zehn Millionen registrierten Wahlberechtigten hätten etwas mehr als zwei Millionen ihre Stimme abgegeben, verlautete aus Kreisen der Wahlkommission am Sonntag.

Mit vorläufigen offiziellen Ergebnissen ist nicht vor Mitte Oktober zu rechnen, mit einem Endergebnis erst Anfang November. Sollte keiner der Kandidaten mehr als die Hälfte der Stimmen erhalten haben, gehen die beiden führenden in eine Stichwahl.

Viele Anschläge, wenige Wähler

Überschattet war der Urnengang von dutzenden Anschlägen. Mindestens fünf Menschen wurden nach Behördenangaben bei der ersten Runde am Samstag durch Angriffe der radikalislamischen Taliban getötet und dutzende weitere verletzt. Die Öffnungszeiten der Wahllokale wurden wegen langer Schlangen um zwei Stunden verlängert. Die Taliban reklamierten 531 Anschläge gegen die "falschen Wahlen" für sich. Die Abstimmung sei "gescheitert" und von der "großen Mehrheit" der Bevölkerung abgelehnt worden, erklärten die Aufständischen. Der Minister Asadullah Khalid sprach von 68 Angriffen auf Wahlbüros.

Die Präsidentenwahl in Afghanistan sollte ursprünglich bereits im April stattfinden, wurde jedoch zweimal verschoben. Grund dafür waren unter anderem die inzwischen abgebrochenen Friedensverhandlungen zwischen den USA und den Taliban. (mesc, APA, 30.9.2019)