Radiosarajevo berichtet über die Journalistenprosteste in Sarajevo.

Foto: Radiosarajevo Screenshot

In Bosnien haben am Montag einige Dutzend Journalisten in der Hauptstadt Sarajevo protestiert, um auf zunehmenden Druck und Drohungen, denen sie ausgesetzt sind, aufmerksam zu machen. Erst am vergangenen Freitag wurde ein Reporter des Internetportals "Radiosarajevo.ba" von zwei Fans des Fußballklubs FK Sarajevo gezwungen, seinen Bericht zu ändern.

Der Journalist musste laut Medienberichten jenen Teil aus seinem Artikel streichen, in dem er über einen Fan des Klubs berichtete, der in Weißrussland wegen Kokainbesitzes zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war. Die zwei Personen, die den Journalisten unter Druck gesetzt hatten, wurden noch am selben Abend festgenommen, kurz darauf aber wieder freigelassen.

Faruk Vele, ein Mitglied des Redaktionskollegiums von "Radiosarajevo.ba", forderte bei der Protestkundgebung, dass rasch die Voraussetzungen für Medienfreiheit geschaffen werden müssten. Ansonsten werde der Druck auf die Redaktionen steigen und man in eine "Zone der Finsternis" betreten, so Vele, ohne dies genauer auszuführen. Der Protest wurde vom Journalistenverband Bosnien-Herzegowinas und dem Journalistenverband im kleineren bosnisch-serbischen Landesteil, der Republika Srpska, unterstützt.

Nach Angaben von NGOs wurden in den letzten zwei Jahren landesweit 118 Fälle der Gefährdung von Sicherheit, Leben und Rechten von Journalisten registriert, dabei ging es unter anderem um einen Mordversuch, 11 körperliche Angriffe und 13 explizite Morddrohungen. Besorgniserregend sind laut dem Sender "Free Europe" auch die Resultate einer von dem Journalistenverband Bosnien-Herzegowina heuer durchgeführten Umfrage. Dabei stellte sich heraus, dass von 27 Prozent der Befragten in der Republika Srpska und 17 Prozent in der Bosniakisch-Kroatischen Föderation, der größeren Entität, die Gewalt an Journalisten für gerechtfertigt halten.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen (ROG) liegt Bosnien auf dem 63. Platz von insgesamt 180. (APA, 30.9.2019)