Eine Filiale der auf gehobene Damenmode spezialisierten Kette Jones in der Wiener Kärntner Straße. Das österreichische Familienunternehmen musste am Montag Insolvenz anmelden.

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Forever 21 kann als Synonym genommen werden für das, was sich in der großen weiten Welt der Mode gerade abspielt. Gegründet 1984 von einem südkoreanischen Ehepaar in den USA, erfreute sich die Fast- und Billigfashionkette seit Mitte der 1990er-Jahre insbesondere bei Jugendlichen weltweit großer Beliebtheit. Mit dem Versprechen ewiger Jugend allein ist es aber nicht getan, wie das Ansuchen um Gläubigerschutz nach Chapter 11 durch die US-Eigentümer nun zeigt.

Speziell seit vorigem Jahr schlägt auch in der Welt der Mode ein neuer Trend durch. Statt nur schnell und nur billig ist in der Produktion und Produktbereitstellung mehr Nachhaltigkeit gefragt – eine Stimmungslage, die Forever 21 zunehmend zu schaffen machte. Die US-Modekette schließt nun bis zu 178 Läden in den USA; auch Geschäfte in Asien und Europa würden aufgegeben, teilte das Unternehmen mit.

Erhebungen des international tätigen Marktforschungsinstituts Coresight Research zufolge, nach dem das Handelsblatt zitierte, schließen immer mehr Einzelhändler ihre Filialen. Soviel man bisher wisse, würden heuer weltweit rund 8600 Geschäfte zusperren und 3500 neu eröffnen. Im Vorjahr machten rund 5800 Modefilialen dicht, etwa 3260 sperrten neu auf. Nach Schätzungen von Coresight könnten bis Ende dieses Jahres insgesamt 12.000 Läden den Betrieb einstellen.

Zwei Forever-21-Standorte in Österreich

Mit ein Grund, warum viele arrivierte Modehändler nicht mehr mitkommen, ist, dass das Interesse an umweltfreundlicher Ware wächst, ebenso an Leihplattformen und Secondhand-Websites.

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Will zur Sanierung bis zu 178 Filialen allein in den USA zusperren und denkt auch über Geschäftsschließungen in Asien und Europa nach: Forever 21, im Bild die Filiale am Union Square in Manhattan.
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Das Insolvenzverfahren von Forever 21, die in Österreich an zwei Standorten in Wien, in der Mariahilfer Straße und in der Kärntner Straße, vertreten sind, ist durchaus als Hinweis zu sehen, dass Fast Fashion mittlerweile Probleme generiert. Das Geschäftsmodell, das sich auf eine rasche Veränderung des Sortiments stützt, lebt auch davon, dass Kunden immer wieder in die Geschäfte zurückkehren. Viele Menschen bestellen mittlerweile online – der Umsatz in diesem Bereich lag bei Forever 21 gerade einmal bei 16 Prozent.

Geändertes Konsumverhalten

Ein geändertes Konsumverhalten, fortschreitende Globalisierung der Modeindustrie, neue Onlinekonkurrenz sowie Preisverfall führt auch das Wiener Damenmodelabel Jones als Grund für seine Kalamitäten an. Das 1972 gegründete Unternehmen hat am Montag beim Handelsgericht Wien Insolvenz angemeldet und ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt.

Das Unternehmen, das dem Ehepaar Gabor und Doris Rose gehört, hat nach Angaben der Gläubigerschutzverbände AKV, Creditreform und KSV 1870 Passiva von rund 7,5 Millionen Euro; davon entfallen 2,1 Millionen Euro auf Lieferantenverbindlichkeiten und etwa 3,9 Millionen Euro auf Bankverbindlichkeiten. Den knapp 200 Gläubigern wird eine Quote von 20 Prozent geboten. Es handelt sich um die heuer drittgrößte Insolvenz im Einzelhandel nach Charles Vögele und mister*lady.

Keine Septembergehälter

Betroffen von der Jones-Pleite sind 168 Mitarbeiter, die bereits beim AMS-Frühwarnsystem angemeldet wurden. Insolvenzbedingt wurden die Septembergehälter nicht mehr ausbezahlt, geht aus dem Insolvenzantrag hervor.

Zur Insolvenzverwalterin wurde Rechtsanwältin Beate Holper bestellt. Die Berichts- und Prüfungstagsatzung wurde für den 10. Dezember anberaumt. Selbigen Tags soll auch die entscheidende Sanierungsplantagsatzung stattfinden. Im Rahmen des Sanierungsverfahrens werden voraussichtlich vier der ursprünglich 38 Filialen geschlossen. Das führt zu Beendigungskosten von voraussichtlich 1,1 Millionen Euro.

"Wir kämpfen als österreichisches Familienunternehmen in einem immer schwieriger werdenden Markt in Konkurrenz vor allem auch gegen internationale Großkonzerne. Nur dank unserer treuen Stammkunden, unserer engagierten Mitarbeiter und großartiger Partner, die uns ihr Vertrauen geschenkt haben, konnten wir so lange am Markt bestehen", teilte Jones-Geschäftsführer Gabor Rose am Montag schriftlich mit. Nun sei man an einem Punkt angelangt, wo man die Unterstützung eines gesetzlichen Sanierungsverfahrens beantragen müsse, um weiter bestehen zu können. (Günther Strobl, 1.10.2019)