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Fleißige Medaillensammlerin.

Foto: REUTERS/ JADALLAH

Die Läuferin Allyson Felix an ihren Erfolgen zu messen ist ganz leicht. Seit Sonntagnacht, seit ihrem Viertelanteil am Triumph der USA im allerersten Mixed-Staffelrennen (4 x 400 m) einer WM, hält die 33-jährige Kalifornierin den Medaillenrekord bei Leichtathletikweltmeisterschaften. Mit zwölfmal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze hat Felix sogar Usain Bolt abgehängt, den legendären Jamaikaner.

Ihr läuferisches Talent, auf den Sprintstrecken ausgelebt und nach Ansicht der Tochter einer Lehrerin und eines Pfarrers ein Geschenk Gottes, bescherte Felix zudem sechs Olympiasiege und einen wohldotierten Kontrakt mit dem Sportartikelhersteller Nike. Dem Unternehmen mit Sitz in Beaverton, Oregon, blieb die von Erfolg zu Erfolg eilende Sprinterin auch treu, als deutlich lukrativere Angebote eintrudelten. Schließlich überzeugte sie Nikes Engagement für in den Spitzensport strebende Mädchen.

Die Form

2017 lief Felix' Ausrüstervertrag aus, wenig später wurde sie schwanger. Nach der ziemlich dramatischen Geburt von Tochter Camryn per Notkaiserschnitt im November des Vorjahres bemühte sich die 1,68 Meter hohe Athletin sehr darum, schnell wieder in Form zu kommen. Hemmend wirkten zähe Verhandlungen mit Nike, die schließlich in ein um 70 Prozent niedriger dotiertes Vertragsangebot mündeten. Felix' Vorschlag, Abschläge zu akzeptieren, sollten ihre Leistungen zu wünschen übrig lassen, wurde nicht nähergetreten.

Das war ein Schuss ins Knie, denn als die Athletin an die Öffentlichkeit ging, löste dies geschäftsstörende Debatten aus. Felix zieh die Ausrüster generell respektlosen Umgangs mit sportelnden Müttern. "Es ist ein Beispiel für eine Sportindustrie, in der Regeln immer noch meistens für und von Männern gemacht werden", schrieb sie in einem Beitrag für die "New York Times".

Nike büßte, Konkurrenten wie Burton punkteten mit Vertragsgarantien für werdende Mütter. Gaps Sportlinie Athleta nahm Felix als erste Sportlerin überhaupt unter Vertrag, Nike sagte im Gegenzug zu, eine Art Karenz über 18 Monate in die Kontrakte für Sportlerinnen einzuarbeiten. Lob dafür kam von ihrem ehemaligen Testimonial. "Unsere Stimmen haben Gewicht", ruft Felix den Kolleginnen zu, die von der Industrie zu regelrechtem Duckmäusertum erzogen würden. In Doha lief die Wortführerin im Nike-Outfit zum vollen WM-Gold-Dutzend – als Mitglied einer US-Staffel konnte sie gar nicht anders. (Sigi Lützow, 1.10.2019)