Bürgermeister Michael Ludwig muss ein schwaches Ergebnis der SPÖ in Wien verarbeiten.

APA / Robert Jäger

Wien – Die Wiener SPÖ steht ein Jahr vor der Wien-Wahl vor gehörigen Problemen. Offenbar wurde das nicht nur durch das bisher schwächste Abschneiden der Roten bei einer Nationalratswahl in Wien: Mit rund 27 Prozent betrug der Vorsprung auf die ÖVP nur noch knapp drei Prozent. Der SPÖ ist es laut Bürgermeister Michael Ludwig zudem nicht gelungen, freiheitlichen Wählern ein schmackhaftes Angebot zu unterbreiten.

Katerstimmung bei der Wiener SPÖ.
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"Warum sollte ein enttäuschter FPÖ-Wähler nahtlos zur SPÖ wechseln?", fragte Ludwig noch am Wahlabend. Bei vielen Themen sei das für die SPÖ gar nicht möglich, meinte er. ÖVP-Chef Sebastian Kurz sei es hingegen gelungen, sich in seiner Politik stark an die FPÖ anzunähern.

Freiheitliche erreichten 2015 fast 31 Prozent

Diese Feststellung verheißt für die Wien-Wahl aus Sicht der Roten nichts Gutes. Denn die Blauen erreichten 2015 als zweitstärkste Kraft fast 31 Prozent. Sollte es der SPÖ erneut nicht gelingen, mögliche abtrünnige freiheitliche Wähler auf die rote Seite zu ziehen, steckt Ludwig in Schwierigkeiten. Zumal die ÖVP von ihrem Tiefstwert aus startet und viel Potenzial nach oben hat: 2015 gab es für die Schwarzen in Wien nur neun Prozent.

Von den roten Wiener Bezirken im Jahr 2017 sind nur wenige übriggeblieben.
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Bei der Wiener SPÖ verfällt man dennoch nicht in Schockstarre. Nationalrats- und Wien-Wahl seien zwei Paar Schuhe, heißt es. Im SPÖ-Wahlkampf habe diesmal "der emotionale Moment gefehlt". 2020 seien die Voraussetzungen andere, üben sich rote Funktionäre in Zweckoptimismus. "Wenn es ums rote Wien geht, gehen auch die Wähler hin."

Als Wahltermin bleibt der Herbst 2020 fixiert, sagte SPÖ-Landesparteisekretärin Barbara Novak am Montag. Die Planungen der Partei seien darauf ausgerichtet. Es gebe "keinen inhaltlichen Grund, warum wir früher wählen sollten". Bei der Nationalratswahl habe die SPÖ mit ihren Themen nicht gepunktet: "Der Klimaschutz hat alles überlagert."

Zehn grüne Bezirke in Wien

Die Grünen erreichten mit rund 20 Prozent ein historisches Resultat in Wien. Dazu schafften es die Grünen nach der Auszählung eines Teils der Briefwahlkarten, in gleich zehn kleineren Bezirken die Mehrheit zu erringen.

Einige Wiener Wählerinnen und Wähler geben Auskunft über ihre Motive.
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Die SPÖ ist nur noch in acht Bezirken vorn. Die Rolle des Juniorpartners in der rot-grünen Koalition ist damit gestärkt. Und Klimaschutz könnte auch im Wien-Wahlkampf beherrschendes Thema werden. (David Krutzler, 1.10.2019)

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