Schön, wenn sich der Rummel einmal in Grenzen hält auf einer Monstermesse wie der IAA. Dass so viele Hersteller heuer abgesagt hatten, weil das Konzept Autosalon sich langsam totläuft, das hatte auch sein Gutes. Konnte man sich die neuen Studien und Konzeptfahrzeuge einmal etwas genauer ansehen.

Alles so schön rund hier: 2021 wird aus dem Mercedes EQS eine elektrische Luxuslimo im S-Klasse-Format, die technische Architektur wird weite Verbreitung finden.
Foto: Daimler

Was also war da zu sehen in Frankfurt? Im Wesentlichen sind fünf Fahrzeuge zu nennen, drei deutscher Provenienz, je eines aus Korea und Spanien, wir ordnen sie in alphabetischer Reihenfolge: Audi AI:Trail, BMW Vision 4, Cupra Tavascan Electric Concept, Hyundai EV Vision Concept 45, Mercedes EQS.

Der Audi scheint Anleihen zu machen beim Mondmobil Lunar Quattro, von allen fünf Studien ist er am weitesten von einem möglichen Serienauftritt entfernt. Einerseits ist der Autonomfahransatz – "Hände weg vom Steuer" auch im Gelände – konsequent zu Ende gedacht, andererseits klingt das schon reichlich nach Horrorszenario, aber gut, der Zeithorizont für Level 4 und 5 verschiebt sich ohnehin immer weiter nach hinten. Wie bei den anderen vier Studien ist als Antriebskonzept auch hier ein batterieelektrisches vorgesehen, vier E-Motoren sorgen für den Quattro der Zukunft, sie leisten zusammen 320 kW (435 PS), 34 cm Bodenfreiheit sprechen prinzipiell für den unterstellten Einsatzzweck, und damit man nicht saftlos in der nächsten Schottergrube oder Düne stehen bleibt, beträgt die WLTP-Reichweite offroad 250 km – auf Asphalt wären es 400 bis 500 km.

Weit, weit weg von der Serie, weit, weit weg von zu Hause: Audi AI:Trail. Autonom ins Gelände. Für Licht in der Finsternis sorgen vorauseilende Leuchtdrohnen.
Foto: Audi

Sehr viel konkreter gemeint ist der BMW Vision 4. Atemberaubendes Coupé. Und bevor Sie jetzt Kraftausdrücke suchen wegen des von der Motorhaube oben bis ganz nach unten reichenden Nierengrills: Das bitteschön ist ein glasklares historisches Zitat, so was hatte auch schon der legendäre 328 aus Eisenach (1937-1939). Zum Showcar denke man sich nun noch zwei weitere Türen hinzu, belasse aber die Coupé-Linie, schon hat man den Näherungswert zum für 2021 avisierten Elektro-BMW i4.

BMW Concept 4. Kraftvoller Auftritt – und die Nieren wie beim 328 von 1937 von der Motorhaube bis ganz nach unten gezogen. Mündet 2021 in den dann wohl 4-türigen i4.
Foto: BMW

Mit dem Tavascan hebt die Seat-Submarke Cupra den Zeigefinger: Achtung, von uns kommt auch bald was Lässiges, womöglich ein SUV-artiger Beitrag, ganz ähnlich wie die Studie. Seat-Chef Luca de Meo hätte jedenfalls nichts dagegen. Das rasierklingenscharf geschnittene Konzeptfahrzeug basiert auf dem E-Baukasten MEB, die beiden Elektromotoren leisten zusammen 225 kW (306 PS), die 77-kWh-Batterie sorgt für bis zu 450 km Reichweite.

Der Tavascan belegt: Bei Seat bereitet sich auch die sportive Submarke Cupra auf die Elektroära vor.
Foto: Seat

Scharf und sauber

Große Flächen, scharfe Kanten und ein blitzsauberer Gesamtauftritt zeichnen den Hyundai 45 aus, ähnlich wie der Cupra als SUV-Coupé angelegt. Die doppelte Botschaft lautet: Vorschau auf das neue Markendesign sowie eine eigene Plattform für Elektrofahrzeuge, ähnlich wie vom VW-Konzern her bekannt (MEB). Weiterführende technische Daten bleiben die Koreaner schuldig.

Hyundai Concept 45. Ein Showcar, zwei Aufgaben: Vorbereitung auf neues Design und den E-Baukasten.
Foto: Hyundai

Um Design geht es auch bei dem letzten des hier kurz angerissenen IAA-Quintetts, beim Mercedes EQS – diesmal aber rund statt kantig. Die elegante, langgestreckte Elektrostudie mündet 2021 in ein Serienfahrzeug, in eine richtig große Luxuslimousine, die das Flaggschiff S-Klasse allerdings nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen wird. Von zwei E-Motoren, circa 350 kW (476 PS), circa 700 km Reichweite und einem Sprintwert von unter 4,5 Sekunden für 0-100 km/h ist die Rede – und wiederum von einer eigens entwickelten technischen Architektur für batterieelektrische Fahrzeuge. Vollvariabel und multipel skalierbar, sagt Mercedes. Für bald massenhaft Elektroautos mit dem Stern. (Andreas Stockinger, 10.10.2019)