Sie sei "mehr als bereit, selbst politisch aktiv zu sein" und als "starke Stimme" der blauen Parlamentsfraktion anzugehören: Mit diesen Worten meldete sich Philippa Strache vor zwei Monaten nach einer längeren Facebook-Pause zurück in den sozialen Medien. Danach folgten wahlkampfbedingte Posts zu gesundem Essen, kranken Tieren und dem leidenden "Heinz". Der vormalige Frontmann der FPÖ stand nun in der zweiten Reihe, während Philippa Strache sich mit dem dritten Wiener Landeslistenplatz in relativer Sicherheit wiegte, bald ins Parlament einzuziehen.
Entscheidung bei Landespartei
Dann kamen die Spesenaffäre und schließlich der Absturz der FPÖ bei der Wahl. Das Ticket auf ein Mandat war der FPÖ-Tierschutzbeauftragten nun nicht mehr sicher – und offenbar wusste auch sie selbst nicht so recht, ob ihre Loyalität dem nun auch offen von Parteikollegen angegriffenen Ehemann gelten sollte oder doch den Wählern, die ihr die Vorzugsstimme geschenkt hatten. Während Heinz-Christian Strache eine Entscheidung der Parteispitze vorwegnahm und in einer kurzfristig angekündigten Pressekonferenz selbst den Abschied aus der FPÖ verkündete, gab es von Philippa Strache keine klaren Ansagen, ob sie auf das Mandat verzichten wolle oder nicht.
Das hing aber ohnehin nicht nur von ihr ab. Letztlich oblag es der Wiener Landespartei, zu entscheiden, ob der vor ihr gereihte Vize-Bundesparteichef Harald Stefan über die Landesliste einziehen oder doch Strache zum Zug kommen würde. FPÖ-Bundesobmann Norbert Hofer, der das Kapitel Heinz-Christian Strache am Dienstagabend mit der Ankündigung der Suspendierung des EX-FPÖ-Chefs vorerst beendete, ließ die Zukunft von Philippa Strache hingegen nach der FPÖ-Vorstandssitzung weiter offen. Die Entscheidung sei nicht vor Donnerstag zu erwarten, hieß es.
Heinz-Christian Strache versuchte dieser am Dienstagabend via Facebook aber schon vorzugreifen. Er gratulierte Ehefrau Philippa zum "eindrucksvollen" Sieg als "Vorzugsstimmen-Kaiserin der FPÖ in Wien". Seine Frau freue sich bereits auf die politische Arbeit. Sie hat laut aktuellem Auszählungsstand 1.917 Vorzugsstimmen erhalten – die meisten in der FPÖ, aber zu wenig für eine gesetzlich zwingende Vorreihung.
Spaltung kostet Geld
Ganz unabhängig von Philippa Straches Zukunftsplanung stehen rund um die Freiheitlichen weiterhin Spaltungsgerüchte im Raum. Der Rechts-außen-Flügel im Parlament ist traditionell bekannt dafür, sich weniger in inhaltliche Richtungsstreitigkeiten als in Macht- und Einflusskonflikte zu vertiefen – und die können bisweilen hitzig verlaufen. Ein Riss in der Partei wäre aber nicht nur für künftige Wahlen fatal – etwa für die Wien-Wahl im Jahr 2020. Es hätte auch finanzielle Konsequenzen. Sollte die Partei sich in naher Zukunft spalten und sollte es fünf Abgeordnete geben, die den Abtrünnigen folgen, dann könnten sie einen eigenen Klub bilden. Voraussetzung ist, dass sich dieser Klub binnen eines Monats nach Zusammentreten des neuen Nationalrats bildet. Die früher noch bestehende Möglichkeit, während der laufenden Legislaturperiode einen neuen Klub zu formieren, wurde nämlich vor mittlerweile sechs Jahren abgeschafft – auch mit den Stimmen der FPÖ. (Maria Sterkl, 2.10.2019)
Livetalk
Der FPÖ-Absturz nach dem Höhenflug: Angriff böser Mächte oder doch hausgemacht? Ab 17 Uhr diskutiert unter anderem Ewald Stadler live über die Zukunftsaussichten der Freiheitlichen.
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FPÖ-Vorstand suspendiert Ex-Obmann Heinz-Christian Strache
Philippa Strache liebt ihr "kleines Monster" auch in "schwachen Momenten"