Ein Giraffenbulle auf Brautschau.
Foto: APA/AFP/TONY KARUMBA

Das Fleckenmuster von Giraffen variiert nicht nur von Unterart zu Unterart, es ist auch auf eine andere Art variabel: Bei einem Giraffenbullen werden die Flecken im Lauf seines Lebens häufig dunkler. Wissenschafter sind daher bisher davon ausgegangen, dass die Tönung eine Alterserscheinung ist.

In Wirklichkeit dürfte der Zusammenhang aber etwas komplexer aussehen, berichtet ein Team um Madelaine Castles von der University of Queensland im Fachjournal "Animal Behaviour". Castles verweist auf Langzeitbeobachtungen, die gezeigt haben, dass manche Bullen im Lauf der Jahre keineswegs dunkler werden – und einige sich im Alter sogar aufhellen. Als Untersuchungssample dienten 66 männliche Giraffen aus dem Etosha-Nationalpark von Namibia, die im Verlauf von 12 Jahren fotografisch dokumentiert worden waren.

Der Faktor Dominanz

Und doch sei die farbliche Veränderung nicht willkürlich. Castles' Team fand nämlich einen Faktor, mit dem sie zumindest korreliert – und zwar im Verhalten der Tiere. Dominante Bullen seien im Schnitt dunkler als ihre Geschlechtsgenossen. Die Forscherin zieht einen Vergleich mit Löwenmännchen: Solche mit vollen, dunklen Mähnen seien in der Regel die dominanteren und würden auch von den Weibchen bevorzugt.

Dominanz äußert sich in der Giraffengesellschaft mit ihrem vergleichsweise losen sozialen Gefüge allerdings etwas anders als bei Löwen. Giraffenbullen versammeln keinen Harem um sich, den sie streng überwachen. Sie wandern vielmehr von einer Gruppe von Kühen zur nächsten und paaren sich nach Lust und Laune. Weniger dominante Bullen verweilen tendenziell lieber ständig in der Nähe der Kühe – kommen aber nur dann zum Zuge, wenn sich gerade keiner der übermächtigen Einzelgänger blicken lässt.

In weiteren Studien wollen die Forscher nun untersuchen, inwieweit die Fleckenfarbe als Indikator für den körperlichen Zustand eines Giraffenbullen betrachtet werden kann und welche Faktoren dabei die entscheidende Rolle spielen: Ob es also beispielsweise am Testosteron-Level, an der Ernährung oder auch an Hitzestress liegt – oder ob manche Männchen schlicht und einfach genetisch begünstigt sind. (red, 13. 10. 2019)