Christian Deutsch folgt auf Thomas Drozda als roter Bundesgeschäftsführer.

Foto: APA/Jaeger

Ein Traumjob sieht anders aus. Dennoch hat Christian Deutsch nicht lange überlegt und zugesagt, als Parteichefin Pamela Rendi-Wagner ihn bat, Bundesgeschäftsführer der SPÖ zu werden. Viele Bewerber dürfte es nach dem roten Wahldebakel und dem raschen Rücktritt von Vorgänger Thomas Drozda ohnehin nicht gegeben haben – dafür aber viele Stimmen, die ausrichten, was in dieser Situation am besten zu tun sei.

So kam es zu dem unüblichen Schritt, jenen Mann zum Parteimanager zu befördern, der den wenig erfolgreichen Wahlkampf der SPÖ zu verantworten hat – immerhin mit dem schlechtesten Ergebnis in der Geschichte der Partei. Für den 57-Jährigen ist die Beförderung kein Widerspruch, er blickt nach vorn. "Ich habe immer zugesagt, wenn ich in der Politik gebraucht werde."

Parteikenner und Faymann-Vertrauter

Was für den dreifachen Vater spricht: Er kennt die Partei wie seine Westentasche und gilt als akribischer Macher. Dank seiner Parteikarriere hat er das politische Geschäft von der Pike auf gelernt. Der gebürtige Linzer engagierte sich in der Sozialistischen Jugend, war Bezirksrat in Liesing, Gemeinderat und Wiener Landesparteisekretär. Er teilt seine Wahlheimat Liesing mit prominenten Sozialdemokraten wie Ex-Kanzler Werner Faymann und der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures. Nun soll ausgerechnet ein Vertrauter Faymanns, des Vorvorgängers von Rendi-Wagner, die Partei auf Erneuerungskurs bringen?

Dabei dürfte er gleich nach seiner Bestellung die wichtigste Aufgabe erfüllt haben: Tirols Parteichef Georg Dornauer zurückzupfeifen. Dieser hatte Montagnachmittag auf die Frage, warum die SPÖ keine Wähler von den Blauen zurückholen konnte, geantwortet: "FPÖ-Wähler wählen keine Frauen mit Doppelnamen." Wenige Stunden später ruderte Dornauer in der ZiB 2 zurück. Er pflege einen direkten Kommunikationsstil, sagt man über Deutsch. Wie er den Tiroler Querulanten dazu gebracht hat, einzulenken, will Deutsch nicht kommentieren; nur dass es wichtig sei, dass alle "konstruktiv mitarbeiten".

Deutsch, der mit der früheren Turmspringerin Anja Richter zusammenlebt, gibt sich optimistisch, was die Neuausrichtung der Partei angeht. Angst zu scheitern hat er nicht. Mit dieser Emotion hat er sich nur theoretisch beschäftigt. Vor zwei Jahren schrieb er ein Buch über die Angststarre der Österreicher. Dieses Wissen könnte ihm bei seiner neuen Aufgabe behilflich sein. (Marie-Theres Egyed, 2.10.2019)