Sieht idyllisch aus, ist aber das sichtbare Anzeichen für einen bedenklichen Trend.
Foto: Kellerer-Pirklbauer/Universität Graz

Graz – Die hochalpine Region ist im Wandel begriffen: Wo noch vor rund 200 Jahren Gletscher die Landschaft prägten, breiten sich immer mehr Seen aus, die sich aus deren Schmelzwasser bilden. Ein Beispiel dafür ist der See im Vorfeld der Pasterze, Österreichs größtem Gletscher. Dieser See hat sich seit dem Jahr 2010 auf das Sechsfache ausgedehnt und erreicht mittlerweile eine Größe von 30 Hektar, berichtet die Universität Graz.

Andreas Kellerer-Pirklbauer von der Arbeitsgruppe Alpine Landschaftsdynamik am Institut für Geografie und Raumforschung der Uni Graz hat Mitte September gemeinsam mit Kollegen das Gewässer im Bereich der Gletscherzunge befahren. "Uns interessiert: Wie verändert sich der Gletscher unter Wasser", so Kellerer-Pirklbauer. Er leitet mit seinem Kollegen Gerhard Lieb auch ehrenamtlich den Gletschermessdienst des Österreichischen Alpenvereins. Mitglieder des Grazer Uni-Instituts führen zudem Drohnenflüge zur Vermessung der Ausdehnung des Pasterzengletschers durch.

Auf Tuchfühlung mit dem Eis

Das Befahren eines Gletschersees hat durchaus seine Tücken, wie der Forscher berichtet. Auf Gletscherseen können Inland-Entsprechungen von Eisbergen treiben – wesentlich kleiner natürlich, aber dennoch können sie ein Risiko für diejenigen darstellen, die den See mit einem Paddelboot befahren, wie es die Forscher getan haben. Dazu kommen sogenannte Toteiskörper, also vom Gletscher längst abgetrennte Eisbrocken, die unter Sedimentschichten begraben sind und plötzlich wieder auftauchen können.

Die Forscher haben an rund 4.200 Punkten des Sees Echolot-Messungen durchgeführt und sich dadurch einen guten Überblick über die Tiefenausdehnung des Gewässers verschaffen können. "Im zentralen Bereich ist das Seebecken über 48 Meter tief, direkt am Gletscherrand haben wir an vielen Stellen über zehn Meter gemessen. An diesen Stellen geht das Eis abrupt in den See über", sagt Kellerer-Pirklbauer. Auch dort nehme das Eis rasant ab. Wie sehr, will seine Arbeitsgruppe in Zukunft genau beobachten. (red, APA, 2. 10. 2019)