Teil des Wiener Projekts "Enorm in Form" ist ein umfassendes Bewegungsprogramm.

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Die Gebietskrankenkassen überlegen sich in allen Bundesländern Lösungen für gesundheitliche Probleme der Versicherten. DER STANDARD hat sich umgehört und stellt ein Best-of vor. In Teil 3 erzählen wir von drei Beispielen aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. Alle beschäftigen sich mit den jüngsten Mitbürgern.

Wien: Zu dicke Kinder

Es sind die gefährlichsten Verführer der westlichen Welt: Softdrinks, Snacks und Pizzaschnitten. Zucker und Fett schmecken so gut, dass Kinder oft gar nicht genug davon bekommen können. Zudem sind es billige Sattmacher, die auch für ein kleines Taschengeld erschwinglich sind.

Es hat ein paar Jahrzehnte gedauert, aber heute ist klar: Industriell verarbeitete Lebensmittel tun dem Menschen nicht gut. Laut dem Bundesministerium für Gesundheit und Frauen waren 2017 bereits 20 bis 30 Prozent der achtjährigen Volksschüler übergewichtig oder sogar adipös. Wer in jungen Jahren zu viele Kilos auf die Waage bringt, leidet das ganze Leben an Folgeerkrankungen wie etwa Bluthochdruck, Diabetes oder sogar Krebs.

Die Wiener Gebietskrankenkasse reagiert auf dieses gewichtige Problem mit "Enorm in Form", einem Programm, das dem krankmachenden Übergewicht mit einer ganzen Reihe von Modulen zu Leibe rückt. Erstens: Ernährungsberatung. Dabei lernen Kinder und ihre Eltern, was dem Körper guttut und was nicht. Zweitens: Großer Hunger nach Süßem kann auch psychische Ursachen haben, deshalb sind Psychotherapeutinnen und -therapeuten mit an Bord, die auch helfen, wenn übergewichtige Kinder von anderen gehänselt werden. Mobbing ist bei Fettleibigkeit ein großes Problem. Und drittens: ein umfassendes Bewegungsprogramm. Denn wer Sport macht, verbraucht Kalorien. Das große Ziel von "Enorm in Form" ist es, in fünf Monaten die Basis für eine langfristige Lebensstiländerung zu legen.

Niederösterreich: Autisten begleiten

Auffälligkeiten in der sozialen Interaktion, Schwierigkeiten beim Kommunizieren, wenig Interesse an der Umwelt: Autismus kann viele verschiedene Ausprägungen haben. Nicht ohne Grund werden die verschiedenen Formen unter dem Begriff "Autismus-Spektrum-Störung" (ASS) zusammengefasst. Wegen des Facettenreichtums der Erkrankung fällt auch die Diagnose oft nicht leicht. Zuerst muss ein Experte gefunden und müssen andere Erkrankungen ausgeschlossen werden. Ein steiniger und kräftezehrender Diagnoseweg für Kind und Familie.

Um diesen Weg effizienter zu gestalten und Familien zu entlasten, hat die Niederösterreichische Gebietskrankenkasse 2015 das Autismuszentrum Sonnenschein in St. Pölten gegründet. Im Zentrum der Arbeit stehen die ASS-spezifische Diagnostik – sowohl ärztlich als auch klinisch-psychologisch – und die individuelle Beratung der Verwandten, Vertrauten und Bezugspersonen.

Durch möglichst frühe und individuelle Therapie soll die kognitive, sprachliche und soziale Entwicklung der autistischen Kinder positiv beeinflusst werden. Um das zu erreichen, sind Experten unterschiedlichster Fachrichtungen im Zentrum tätig: von Medizinern und Psychologen über Ergo- sowie Physio- bis hin zu Musiktherapeuten. So wurde eine große Verbesserung in der Versorgung und Betreuung autistischer Kinder und Jugendlicher in Niederösterreich erreicht.

Burgenland: Krisen abfedern

In der Kindheit und Jugend werden die Weichen für das gesamte restliche Leben gestellt. Tauchen in dieser Zeit psychische Probleme auf, so begleiten diese die Betroffenen oft bis ins Erwachsenenleben hinein. Es ist wichtig, den jungen Menschen in dieser prägenden Zeit schnell zu helfen, wenn Bedarf besteht.

Wenn Kinder und Jugendliche traumatische Erlebnisse hinter sich haben, sich auffällig verhalten, selbst verletzen oder nicht mehr leben wollen, brauchen sie professionelle Hilfe. Der Besuch beim Psychotherapeuten kann mitunter aber sehr teuer werden. Für viele Familien unerschwinglich.

Um den Betroffenen in dieser schwierigen Situation unter die Arme zu greifen, hat die Burgenländische Gebietskrankenkasse bereits 2007 ein Projekt für die akutstationäre Versorgung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher ins Leben gerufen. In den Zentren für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Eisenstadt und Oberwart kümmern sich Teams aus Psychologen, Sozialarbeitern, Psychotherapeuten, Ergotherapeuten sowie Sonder- und Heilpädagogen um die Familien. (Katharina Janecek, CURE, 3.10.2019)