Die älteste bekannte Ansammlung von Galaxien: Die hervorgehobenen Bereiche in diesem astronomischen Wimmelbild zeigen jeweils (in Rot) eines der zwölf Objekte, die eine zusammengehörende Struktur bilden. Das Gesamtbild umfasst eine Region von etwa 198 Millionen Lichtjahren, jede der herangezoomten Bereiche 2,2 Millionen.
Foto: NAOJ/Harikane et al.

Es ist offenbar wirklich erstaunlich schnell gegangen, dass sich im Universum die ersten größeren Strukturen herausgebildet haben – also nicht nur Sterne, Sternsysteme und Galaxien, sondern sogar Ansammlungen von Galaxien. Das bislang älteste Beispiel dafür haben Astronomen nun im "Astrophysical Journal" vorgestellt.

Die mit Hilfe mehrerer Bodenteleskope aufgespürte Struktur mit der Bezeichnung z66OD ist knapp 13 Milliarden Jahre alt. Anders ausgedrückt: Sie existierte bereits, als das Universum erst 800 Millionen Jahre alt war, also sechs Prozent seines heutigen Alters hatte. Damals näherte sich gerade die sogenannte Reionisierungsphase ihrem Abschluss, durch die das Universum wieder lichtdurchlässig wurde.

Himiko und ihr Hof

Die ferne Struktur umfasst zwölf (mutmaßliche) Galaxien – es ist also eher ein Galaxienhäufchen als ein hunderte Objekte umfassender Galaxienhaufen, wie es sie heute gibt. Die Forscher sprechen von einem Proto-Cluster. Die Galaxien sind darin aber immerhin 15-mal dichter konzentriert als in den umgebenden Regionen des frühen Kosmos.

Dominiert wird die Struktur von dem vor zwölf Jahren entdeckten Objekt Himiko (benannt nach einer japanischen Herrscherin aus dem 2. Jahrhundert ), das offiziell als "Blob" charakterisiert wurde. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um eine Galaxie, in der große Mengen von ionisiertem Wasserstoffgas vorhanden sind.

Bei den elf Objekten in Himikos Nachbarschaft müsste es sich dann ebenfalls um frühe und daher noch kleine Galaxien handeln. Himiko soll laut dem Team um Yuichi Harikane vom Nationalen Astronomischen Observatorium Japans etwa halb so groß wie die Milchstraße sein. Das ist nach heutigen Maßstäben wenig – in der Ära, aus der das von Himiko bei uns eingetroffene Licht stammt, war sie jedoch eine Riesin und das dominierende Objekt in ihrem Cluster.

Zurückgezogene Existenz

Ein Detail lässt den japanischen Forschern die 2007 gewählte Benennung nachträglich besonders passend erscheinen: Königin Himiko soll der historischen Überlieferung nach nämlich zurückgezogen von der Öffentlichkeit gelebt haben. Zwölf Jahre nach der Entdeckung der kosmischen Himiko hat man nun deren Kontext identifiziert – und überrascht festgestellt, dass sie trotz ihrer dominierenden Masse nicht im Zentrum des Proto-Clusters steht, sondern an dessen Rand. Wie das möglich ist, gibt den Forschern noch Rätsel auf. (red, 7. 10. 2019)