Bild nicht mehr verfügbar.

Facebook hat sich mit der Internetwährung Libra verkalkuliert.

Foto: Reuters/Dado Ruvic

Eine Revolution beim Bezahlen und Geldüberweisen hätte die von Facebook Mitte Juni mit großem Tamtam angekündigte Internetwährung Libra werden sollen. Gemeinsam mit etlichen Partnerfirmen sollte Milliarden Nutzern diverser Facebook-Plattformen eine wertstabile Alternative zu herkömmlichen Währungen oder der stark schwankenden, aber bei vielen Nutzern beliebten Kryptowährung Bitcoin geboten werden.

Doch Facebook hat den Gegenwind der Regierungen und Notenbanken unterschätzt, die sich durch konkurrierende Währungen auf den Schlips getreten fühlen. Ende Juli spuckte der Konzern bereits deutlich leisere Töne, was die für 2020 geplante Einführung des Digitalgelds betrifft. Nun der nächste Rückschlag: Offenbar erwägen mit Visa und Mastercard zwei Partner aus dem Zahlungsverkehr wegen des staatlichen Gegenwinds den Absprung, womit das Projekt wohl gänzlich auf der Kippe stünde.

Frankreich und Deutschland lehnen ab

Just am Tag nachdem die EZB ihre umstrittene Lockerung der Geldpolitik bekanntgegeben hatte, lehnten Frankreich und Deutschland eine Libra-Einführung de facto ab. Zufall oder nicht – Libra wäre ein mögliches Schlupfloch, um der Weitergabe von Negativzinsen an Sparer, wie sie etwa in Deutschland bereits praktiziert wird, zu entgehen. Bei der Währungshoheit verstehen Regierungen deutlich weniger Spaß als beim Datenschutz. Das sollte sich Facebook hinter die Ohren schreiben. (Alexander Hahn, 2.10.2019)