Liverpool – Österreichs Meister an der Anfield Road, das ist für sich schon Musik in des Fußballfans Ohren. Salzburg lieferte bei seinem Champions-League-Gastspiel beim FC Liverpool eine denkwürdige Partie ab und holte zwischenzeitlich ein 0:3 auf, verlor aber 3:4.
Auf dem Stadionvorplatz spielte ein Alleinunterhalter gerade Bob Marleys Three Little Birds – Kernaussage: Alles wird gut –, als via Twitter die erste Hiobsbotschaft für Salzburg hereinkam: Erling Haaland nur auf der Ersatzbank. Der Jungstar war nach seiner Erkrankung nicht fit genug. Als die Salzburger Kicker im Stadion aufwärmten, klatschte ihr Anhang zu Opus' Live is Life. Und dann, 19.55 Uhr Ortszeit, das Highlight: You'll never walk alone. Gänsehaut bis zum Westufer des Mersey. Liverpool, das ist nicht nur dank der Beatles eine Stadt der Musik.
Den ersten kräftigen Akkord spielte Salzburg, Takumi Minamino schoss wuchtig vorbei (3.). Wenig später verspielte sich Dominik Szoboszlai, Rasmus Kristensen musste nach seinem Ballverlust mit zwei gewagten Grätschen im Strafraum ausputzen. Es blieb brenzlig. Das rote Orchester spielte virtuos: Sadio Mané auf Roberto Firmino, Doppelpass, Mané war alleine vor Salzburg-Goalie Cican Stankovic, 1:0 (9.).
Oh, Andy Andy ...
Salzburg spielte gegen sein vergrößertes, wütendes Spiegelbild. Der Spielaufbau war eine Mühsal. Und Liverpool, nun ja, rockte weiter. Trent Alexander-Arnold auf Andrew Robertson, 2:0 (25.). Die Fans freute es. "Oh, Andy, Andy ...", huldigten sie ihrem Linksverteidiger mit maximaler Lautstärke. Wer an der Anfield Road sein eigenes Lied hat, der hat es als Fußballer geschafft. 30. Minute: Mo Salah ist auf und davon, schießt unerklärlicherweise vorbei. Salzburg hatte dann ein paar gute Minuten, Minamino schoss Goalie Adrian warm.
Dessen Pendant Stankovic ließ einen Firmino-Kopfball abprallen, Salah bedankte sich mit dem 3:0 (36.). Aber dann, Minute 39: Hwang lässt Virgil van Dijk mit einem Haken aussteigen und versenkt den Ball im langen Eck. Salzburger Hoffnung.
Nach der Pause spielten die Bullen besser mit. Patson Daka blockte einen Pass von Adrian, der Ball sprang am Tor vorbei. Szoboszlai verstolperte den Ball fünf Meter vor dem Tor, im Gegenzug verhinderte Kristensen Manés Schuss. Die versammelten Ballkünstler spielten jetzt ein wahrlich gewaltiges Crescendo.
Salzburg hat alle Möglichkeiten
Hwang flankte, Minamino vollierte traumhaft, das war das 2:3 (56.). Hoffnungsträger Haaland ersetzte Daka. Und Liverpool erging es wie sonst seinen Gegnern. Szoboszlai schoss aus kürzester Distanz noch ans Außennetz, dann war Haaland dank Mwepus und Minaminos Vorarbeit ganz alleine: 3:3 (60.).
Liverpool besann sich, wurde wieder stärker. Minute 69: Szoboszlai verliert wie zu oft einen Ball, Firmino verlängert Fabinhos Hereingabe zu Salah, 4:3. Wenig später überrumpelte Mané die Defensive bei einem Eckball, verpasste den Stanglpass aber haarscharf. Salzburger Angriffe bekamen Seltenheitswert, der eingewechselte Masaya Okugawa fabrizierte einen Edelroller (76.).
Eine gewisse Unsicherheit in der Fußballkathedrale war zu spüren, aber echte Chancen blieben danach ebenso wie ein finaler Sturmlauf aus. So blieb den wackeren Salzburgern nur das Wissen, in der Gruppe E noch alle Möglichkeiten zu haben. (Martin Schauhuber aus Liverpool, 2.10.2019)
Champions League, Gruppe E, 2. Runde, Mittwoch
Liverpool FC – Red Bull Salzburg 4:3 (3:1)
Anfield, 53.000 Zuschauer, SR Andreas Ekberg (SWE)
Torfolge:
1:0 (9.) Mane
2:0 (25.) Robertson
3:0 (36.) Salah
3:1 (39.) Hwang
3:2 (56.) Minamino
3:3 (60.) Haaland
4:3 (69.) Salah
Liverpool: Adrian – Alexander-Arnold, Gomez, Van Dijk, Robertson – Henderson (62. Milner), Fabinho, Wijnaldum (64. Origi) – Salah (91. Keita), Firmino, Mane
Salzburg: Stankovic – Kristensen, Onguene, Wöber, Ulmer – Mwepu, Junuzovic (78. Ashimeru) – Minamino, Szoboszlai (72. Okugawa)- Hwang, Daka (57. Haaland)
Gelbe Karten: keine bzw. Marsch (Trainer Salzburg)