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Der Bruder des Ermordeten umarmte im Gerichtssaal die Verurteilte.

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Die Mutter des Ermordeten zeigte sich nach der Urteilsverkündung erleichtert.

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Washington – Weil sie sich in der Wohnung geirrt und einen unbewaffneten Schwarzen erschossen hat, ist eine ehemalige Polizistin in den USA am Mittwoch zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Das Strafmaß für die 31-jährige Amber Guyger wurde am Mittwoch in einem Gericht in Dallas im US-Bundesstaat Texas verkündet. Am Vortag war sie von den Geschworenen des Mordes schuldig gesprochen worden.

Guyger hatte am 6. September 2018 den 26-jährigen Botham Jean in dessen eigener Wohnung erschossen – weil sie sich in der Tür geirrt hatte. Eigentlich wollte sie nach Dienstende in ihre eigene Wohnung zurückkehren, die ein Stockwerk tiefer lag.

Schweres Fehlverhalten

Als sie im Halbdunkel den Mann auf dem Sofa sitzen sah, dachte die uniformierte Polizistin nach eigenen Angaben, dass jemand in ihre Wohnung gelangt sei. Sie zog ihre Dienstwaffe und erschoss Jean. Während des Prozesses sprach Guyger von einem "tragischen Fehler". Sie habe Angst gehabt zu sterben und deswegen das Feuer eröffnet.

Die Staatsanwaltschaft warf der Frau, die nach den tödlichen Schüssen aus dem Polizeidienst entlassen wurde, aber schweres Fehlverhalten vor. Die Anklage forderte 28 Jahre Haft. Der Anwalt der Familie Jean bezeichnete die nun verhängten zehn Jahre Gefängnis am Mittwoch als unzureichend. Der jüngere Bruder des Ermordeten, Brandt Jean, zeigte sich versöhnlicher. Er wünsche Guyger nichts Böses, sagte er nach der Urteilsverkündung. Anschließend fragte er das Gericht, ob er sie umarmen könne, was zugelassen wurde.

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Die Tat hatte in den USA die Debatte über Polizeigewalt gegen Afroamerikaner angeheizt. In den USA schießen weiße Polizisten überdurchschnittlich öfter auf Schwarze als auf Weiße. Ein Anwalt der Opferfamilie bezeichnete das Urteil als einen "Sieg für Schwarze in Amerika". Polizisten würden künftig für ihre Handlungen zur Rechenschaft gezogen. (APA, AFP, red, 3.10.2019)