Wer trotz Erkältung einen Marathon läuft, riskiert seine Gesundheit.

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Franziska Zoidl ist Journalistin und begeisterte Läuferin. Manchmal läuft es aber nicht so, wie es soll – dann schreibt sie darüber.

Vor einer Woche fand in Berlin der Marathon statt. Ich hatte mich monatelang darauf vorbereitet und meine Intervalleinheiten, meine gemütlichen Läufe, meine Läufe im Wettkampftempo und meine Long Jogs absolviert. Als ich vor nunmehr drei Wochen meinen letzten langen Lauf gut abgeschlossen hatte, wusste ich: Ich bin bereit für Berlin – und ich war voller Vorfreude.

Aber wenige Tage vor dem Startschuss spürte ich eine Erkältung heraufziehen. Meine Nase war verstopft, mein Kopf schmerzte. Eine harmlose Erkältung ist normalerweise kein Grund zur Panik. Wenige Tage vor dem Marathon wollte ich aber auf Nummer sicher gehen und ging zu meinem HNO-Arzt, der selbst Marathonläufer ist und daher Verständnis für meine Nervosität hatte. "Das geht sich aus", meinte er noch zuversichtlich – und verschrieb mir Nasenspray und Schmerztabletten.

Die nächsten paar Tage ging es mir dann tatsächlich mit jedem Mal besser. Als ich am Freitag mit dem Zug nach Berlin aufbrach, war ich zuversichtlich. Während der Fahrt plante ich noch genau durch, was morgen, am Tag vor dem Tag X, alles zu tun war. Die Startnummer wollte ich gleich in der Früh abholen, dann Freunde zum Essen treffen und mich vor allem gut ausrasten für den großen Tag.

Ab ins Medical Center

Als ich am Samstag aufwachte, hatte ich Kopfschmerzen. Beim Schlucken tat mir der Hals weh. Ich fühlte mich schlapp. Kurz gesagt: Ich fühlte mich, wie man sich nicht fühlen sollte, wenn man am nächsten Tag 42,195 Kilometer laufen möchte. Zur Marathon-Messe fuhr ich trotzdem noch. Gleich nach der Startnummernabholung ging es für mich aber ins Medical Center, wo Leute wie ich in letzter Minute noch von Ärzten abklären lassen können, ob sie fit fürs Laufen sind oder nicht.

Vor mir warteten zahlreiche weitere Menschen mit gesundheitlichen Last-Minute-Problemen. Eine Frau humpelte, viele husteten und schnäuzten sich – so wie ich. Nach wenigen Minuten war ich dran. Mein Arzt sagte schon, bevor er meinen Hals untersuchte, dass ich nicht an den Start gehen sollte. Das wusste ich natürlich auch. Im schlimmsten Fall kann sich der scheinbar harmlose Infekt auf das Herz schlagen und eine Herzmuskelentzündung verursachen. Und Spaß macht ein Marathon obendrein nicht, wenn die Nase rinnt.

"Startverbot" kreuzte der Arzt daher auf meinem Datenblatt an. "Aber Wien ist doch nicht weit", meinte er noch tröstend. "Nächstes Jahr kommen Sie wieder." Ich reihte mich in eine Schlange ein. Nun würden mir also Startnummer und Zeitnehmungschip abgenommen. Damit war es offiziell. Die ganze Stadt befand sich im Marathontaumel, überall waren aufgeregte Läufer unterwegs. Und ich durfte nicht mitlaufen. Meine riesengroße Enttäuschung war mir wohl anzusehen, während ich wartete. Ein älterer Herr im Laufoutfit blieb stehen. "Du bist noch so jung. Du kannst noch oft mitlaufen", sagte er – und umarmte mich.

Berlin-Marathon 2020

Heute weiß ich: Nicht zu starten war definitiv die richtige Entscheidung. Am Marathontag wachte ich heiser und mit Husten auf. Daran, heute einen Marathon zu laufen, wollte ich nicht einmal denken. Gesund bin ich leider immer noch nicht ganz. Und auch die Enttäuschung wirkt noch nach.

Die gute Nachricht ist allerdings: Aufgrund des Startverbots habe ich einen Fixstartplatz beim Berlin-Marathon im nächsten Jahr. Das Hotel habe ich schon reserviert. (Franziska Zoidl, 6.10.2019)