Auf einem Band der gelben Kaiserfahne war neben dutzenden Orden und Verdienstmedaillen auch ein Eisernes Kreuz mit Hakenkreuz angebracht.

Foto: KZ-Verband
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Salzburg – Der Salzburger KZ-Verband nennt es eine "besonders fragwürdige Art der Traditionspflege", auf die man aufmerksam gemacht worden sei. Beim Tag der offenen Tür des Bildungscampus Gnigl, einer der größten Schulen der Stadt Salzburg, kam der Kamaradschaftsbund Gnigl mit einer Fahne, auf der ein Eisernes Kreuz mit Hakenkreuz angebracht war. Der KZ-Verband hat die Staatsanwaltschaft eingeschaltet und um rechtliche Überprüfung ersucht.

"Die Staatsanwaltschaft hat das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung mit einer Sachverhaltsermittlung beauftragt", bestätigt Marcus Neher, Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg, dem STANDARD. Es soll überprüft werden, wer dafür verantwortlich war und ob noch jemand dafür belangt werden kann.

"Dass man bei der quasi offiziellen Eröffnung der größten Grundschule in der Stadt Salzburg mit einem Hakenkreuzemblem auf der Fahne vorstellig wird, überschreitet für uns als Opferverband eindeutig alle tolerierbaren Grenzen", kritisiert der Obmann des Salzburger KZ-Verbands, Josef Enzendorfer. "Das Symbol der schlimmsten Mörderbande in der Weltgeschichte hat im öffentlichen Raum nichts mehr zu suchen – an einer Schule schon gar nicht."

Auf einer alten Kaiserfahne der Kameradschaft Gnigl, die diese zur Schuleröffnung aufstellte, war ein Eisernes Kreuz mit einem Hakenkreuzemblem angebracht.
Foto: KZ-Verband

Alte Fahne nicht überprüft

Der Sprecher des Salzburger Kameradschaftsbunds, Bernd Huber, bedauert den Vorfall. Unter den 136 Kamaradschaften in Salzburg habe ein Verein, jener aus dem Stadtteil Gnigl, bei der Eröffnung eine normale Fahne und eine alte Kaiserfahne aufgestellt. Auf dem alten Fahnenband seien verschiedene militärische Auszeichnungen angebracht, darunter waren auch zwei aus dem Dritten Reich.

"Das war ein Versehen, das keinesfalls geht", sagt Huber. Dem Obmann der Kameradschaft Gnigl sei schon gesagt worden, "dass das nicht statthaft ist und er das bleiben lassen soll". Die beiden Orden werden entfernt. Die Kaiserfahne werde nicht oft öffentlich gezeigt. "Je festlicher der Anlass, desto eher werden die alten Fahnen rausgeholt", erläutert Huber. Es sei scheinbar vorher nicht überprüft worden, was sich auf der Fahne befindet.

Schule nach Widerstandskämpfer benennen

Der KZ-Verband erinnert anlässlich des Vorfalls an seinen Vorschlag, den Bildungscampus Gnigl nach Franz Ofner zu benennen. Ofner gilt als bedeutendster Vertreter des Widerstands gegen das NS-Regime in Salzburg und wurde am 15. Juli 1943 knapp vor seinem 22. Geburtstag vom Scharfrichter in München-Stadelheim enthauptet. (Stefanie Ruep, 3.10.2019)