Bei Schönwetter wird auf der Expo Real am liebsten im Freien genetzwerkt.

Foto: Messe München GmbH

Bei Schlechtwetter wurde es in den Hallen zuletzt zu eng.

Foto: Messe München GmbH

Ein Schicksal wie jenes der Automesse IAA in Frankfurt erwartet man bei ihrem Pendant für Immobilien, der Expo Real in München, nicht – zumindest nicht heuer. Die Automesse hatte vor wenigen Wochen mit einem Besucher- und Ausstellerschwund zu kämpfen – und obendrein mit Protestaktionen von Umweltschützern.

In München kennt man solche Sorgen nicht. Dort geht dieser Tage das Oktoberfest zu Ende. Am Sonntag, dem letzten Tag des Spektakels, werden sich viele Immobilienprofis auf der Wiesn blicken lassen. Tags darauf startet mit der Expo Real das Immobilienspektakel in der Messe München.

Die Veranstalter rechnen mit einem neuen Besucher- und Ausstellerrekord. Bei 2127 Ausstellern lag der Letztstand, was einem Plus von knapp 30 Ausstellern im Vergleich zum Vorjahr entsprechen würde. Auch der Besucherrekord von 45.095 aus dem Vorjahr dürfte getoppt werden.

Weitere Halle

Flächenmäßig wird die Messe heuer sogar zulegen: Mit der Ausstellungshalle Nova3 wird eine weitere Halle dazukommen und die Messe auf sieben Hallen und 72.250 Quadratmeter anwachsen. Hintergrund sei die starke Nachfrage, hieß es bei einer Presseveranstaltung vor kurzem. Aber auch behördliche Auflagen erforderten mehr Aufenthaltsräume in den Hallen.

Auch wenn sich bei schönem Wetter die Besuchermassen auf die Außenbereiche verteilen, wo es Möglichkeiten zum Sitzen, Netzwerken und Weißwurstessen gibt. Bei Schlechtwetter wäre es in den bisher sechs Hallen aber sehr eng geworden. "Wir wollten die Expo Real etwas entdichten", sagte Messe-München-Chef Klaus Dittrich, "und wir haben gelernt, dass der Immobilienbranche die Lage wichtig ist."

Manche Unternehmen würden lieber auf ihrem alten Standort mit weniger Platz bleiben, als in die neue Halle zu übersiedeln. Einige etablierte Unternehmen wie Drees&Sommer werden heuer aber hier anzutreffen sein. In der Halle Nova3 wird sich alles um Innovationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette drehen. Hier wird auch das Real-Estate-Innovation-Forum und die Tech Alley zu finden sein. Die Miete, das betonen die Messeveranstalter, ist in allen sieben Hallen gleich. Die Auffassungen darüber, was ein guter Standort ist, seien zudem sehr individuell.

Vor der Krise

Eine Expo Real in sieben Hallen gab es zuletzt 2008 – die Messe ging damals fast zeitgleich mit der Lehman-Pleite über die Bühne. "Ich erinnere mich noch gut an den leeren Stand der Hypo Real Estate", erzählt Claudia Boymanns, Projektleiterin der Expo Real. Manches Unternehmen, das 2008 noch zu den Ausstellern gehörte, war 2009 nicht mehr am Markt. 400 Aussteller verlor die Expo Real von 2008 auf 2009. "Wir haben bis 2013 gebraucht, um wieder da anzukommen, wo wir waren", erinnert sich Boymanns. "Diese Jahre waren für uns wirklich herausfordernd."

Nun wird also wieder eine siebente Halle bezogen. Ein schlechtes Omen? In München glaubt man das angesichts der hohen Beteiligung heuer nicht, "das kann sich aber schnell ändern". Als Unternehmen bereite man sich auf eine Krise natürlich vor. Die aktuellen Entwicklungen seien aber nicht vergleichbar, damals seien warnende Stimmen ignoriert worden. "Die Branche ging noch nie so gut vorbereitet in eine Krise", so Boymanns, die Immobilienwirtschaft habe ihre Hausaufgaben gemacht. Rückblickend habe die Finanzkrise der Expo Real sogar gutgetan, weil dadurch neue Themenfelder entwickelt wurden, etwa der Retail-Marktplatz Grand Plaza.

Zwar war die Expo Real in ihrer Ursprungsform eine Gewerbeimmobilienmesse. In den letzten Jahren ist aber das leistbare Wohnen zu einem der ganz großen Themen avanciert. Dazu wird es auch heuer wieder zahlreiche Panel-Diskussionen geben. Die Berliner Enteignungsdebatte wird dabei ebenso Thema sein wie ein Mietendeckel und mehr oder weniger kreative Antworten auf den Mangel an leistbarem Wohnraum, etwa Micro-Living. Aber auch politische und globale Entwicklungen – die Lage im Nahen Osten, der Brexit, Trump – werden vielerorts wieder diskutiert werden. Spannung ist garantiert. (Franziska Zoidl, 4.10.2019)