Die endgültige Schließung von Thomas Cook Austria steht kurz bevor. Gläubiger sollten sich nicht darauf verlassen, einen Teil der Schulden erstattet zu bekommen.

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Wien – Nach der Großpleite des britischen Reisekonzerns Thomas Cook steht nun auch die heimische Tochtergesellschaft Thomas Cook Austria kurz vor der Schließung. Der bestellte Insolvenzverwalter habe angekündigt, dass er noch am Donnerstag einen Antrag bei Gericht einbringen werden, das Unternehmen zu schließen, heißt es beim Gläubigerschutzverband KSV 1870.

Der Insolvenzverwalter geht davon aus, "dass das Handelsgericht Wien dann rasch die Schließung anordnen wird". Der Schließungsantrag bedeute, dass ein weiterer Fortbetrieb in der Insolvenz nicht möglich ist und die Liquidation des Unternehmens eingeleitet werde. Sämtliche Gläubiger könnten komplett durch die Finger schauen, denn aus heutiger Sicht steht laut KSV nicht fest, ob es am Ende des Insolvenzverfahrens überhaupt zu einer Quotenausschüttung, also einer Teiltilgung der Schulden, kommen wird.

38 Millionen Euro Schulden

Thomas Cook Austria beschäftigte zuletzt 57 Mitarbeiter und hat Medienberichten zufolge knapp 38 Millionen Euro Schulden. Die deutsche Mutter hatte vor guter einer Woche ebenfalls einen Insolvenzantrag eingereicht und alle Reisen bis Ende Oktober abgesagt. Das Unternehmen hofft nun auf einen staatlichen Überbrückungskredit.

In Spanien will man offenbar versuchen, die Megapleite noch abzufangen. Die spanische Regierung kündigte am Donnerstag an, für die Rettung vom britischen Mutterkonzern 300 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.

Insolvenz

Das 178 Jahre alte Traditionsunternehmen hatte Ende September Insolvenz angemeldet und die Geschäftstätigkeit mit sofortiger Wirkung eingestellt. Branchenexperten zufolge hatte sich die Firma nicht von der riesigen Schuldenlast befreien können, die 2007 bei der Fusion der Thomas Cook und der My Travel Group entstanden war. Die Turbulenzen im Gefolge des globalen Finanzcrashs ein Jahr später brachten vielfältigen Wechsel im Management, aber keine entscheidende Erleichterung bei diversen Umschuldungsversuchen. Zuletzt standen Verbindlichkeiten von 3,5 Milliarden Euro in der Bilanz.

Pauschalreisen im Trend

Dabei liegen Pauschalreisen durchaus im Trend. Zwischen 2010 und 2018 stieg die Zahl von Briten, die Inklusivurlaube buchten, von 14,3 auf 18,2 Millionen. Allerdings sahnten zunehmend Internet-Reisebüros wie We love holidays oder On the beach ab. Trotz mehrfacher Sparrunden gelang es hingegen Thomas Cook nie, die zunehmende Verlagerung von hergebrachten auf virtuelle Reisebüros zu vollziehen. Als zusätzliche Belastungsfaktoren kamen der ungewöhnlich heiße Sommer 2018, in dem viele Briten von Fernreisen absahen, sowie die anhaltende Brexit-Unsicherheit hinzu. (red, APA, 3.10.2019)