Von der Verpackung von "Breakthrough", einem Add-on zu "Medal of Honor: Allied Assault".

Foto: Medal of Honor

Shooter, die ihre erzählerischen Wurzeln im Zweiten Weltkrieg haben, gibt es viele. Doch zwei Reihen haben es über die Jahre zu besonderer Bekanntheit gebracht. Zu nennen wäre da etwa "Call of Duty", das erstmals 2003 erschien und bis heute einer der wichtigsten Titel des Publishers Activision ist.

Lange gab es die Konkurrenz durch das ältere "Medal of Honor", das 1999 als Playstation-Titel das Licht der Welt erblickte. Nach einigen sehr beliebten Titeln riss jedoch 2010 und 2012 die Erfolgssträhne ab. Weder der in der Moderne angesetzte "Reboot" 2010 noch der letzte Teil mit dem Untertitel "Warfighter" 2012 sorgten bei Spielern, Presse oder im Handel für Begeisterung, sodass Publisher Electronic Arts die Marke schließlich stilllegte. Nun bekommt sie eine neue Chance, und zwar als Virtual-Reality-Game, berichten "Eurogamer" und "PC Gamer".

Oculus

Veteranen am Werk

Verantwortlich ist Respawn Entertainment, das Studio hinter "Titanfall", dessen Battle-Royale-Spin-off "Apex Legends" und dem kommenden "Star Wars"-Abenteuer "Fallen Order". Der Kern des Studios bestehe aus Mitarbeitern von Infinity Ward, das seinerseits von einstigen 2015-Games-Mitarbeitern gegründet wurde, die 2002 für "Medal of Honor: Allied Assault" verantwortlich waren.

Zu dem Reboot habe man sich entschlossen, nachdem man die Möglichkeit bekommen habe, ein drittes Entwicklerteam aufzubauen. Schnell sei man auf der Suche nach einem Projekt auf die Idee gekommen, die Reihe wiederzubeleben. Schließlich klopfte Oculus an und zeigte Interesse an einem großen Titel für die VR-Brille Rift. Und auch die Bereitschaft, viel Zeit und Geld in den Titel zu stecken.

Liebe zum Detail

Laut den Entwicklern gibt es zu jedem Level Designdokumente im Umfang von 50 bis 60 Seiten. Man habe Omaha Beach, wo einst am D-Day die Alliierten in Frankreich landeten, über mehrere Tage mit Drohnen vermessen. Man habe damit die akkurateste Version der Landung schaffen wollen, die jemals in einem Unterhaltungsprodukt zu erleben war. Etwas, das auch nur in VR möglich sei.

In vielerlei Hinsicht hat es sich gelohnt. "Eurogamer" lobt den hohen, "fast kinofilmmäßigen Produktionsaufwand". Nicht nur in Außenbereichen zeige sich viel Liebe zum Detail, auch in Gebäuden wie einem Gestapo-Hauptquartier spiegle sich das wider. Wer genau hinsieht, findet etwa hochaufgelöste Karten von Angriffsplänen und Karten auf einem Konferenztisch, was stark zum hohen Immersionsgrad beitrage.

Spaß, der sich real anfühlt

Wenngleich man sich um Authentizität bemühe, müsste bei der spielerischen Abwägung letztlich der Spaß den Vorzug bekommen. Das Spiel solle sich realistisch anfühlen, ohne zu frustrieren, weil man nach einem Treffer zu Boden geht. Man wolle im Unterton immer transportieren, dass das Dritte Reich damals die am besten trainierte und tödlichste Streitmacht der Welt hatte. Dazu brauche man keine Jetpacks oder Zombies. "Wir wollen die Nazis so angsteinflößend machen, wie sie waren."

Ästhetisch sei das durchaus gelungen, so der Ersteindruck im Kurztest. Doch die "tollpatschige KI" drohe immer wieder die Immersion zu zerstören. In Sachen Gameplay stecke der Titel immer noch etwas in der Frühzeit der "Medal of Honor"-Saga fest. Dennoch zeigt man sich bei "Eurogamer" gespannt auf das fertige Werk mit seiner zehn bis zwölf Stunden langen Kampagne, das auch einen Multiplayermodus bekommen soll. Respawn hat noch einige Monate, um Fehler auszubügeln und das Game startklar zu machen. Als Releasetermin für "Medal of Honor: Above and Beyond" wurde zuletzt der Sommer 2020 genannt. (red, 4.10.2019)