Zum Abschluss der Gespräche mit Vertretern aller im Parlament vertretenen Parteien beehrten am Donnerstag Grünen-Chef Werner Kogler und Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger den Bundespräsidenten. Was genau besprochen wurde, bleibt – wie bei allen anderen Gesprächen – selbstverständlich vertraulich. Es ist aber davon auszugehen, dass zumindest zwischen den beiden Altgrünen Kogler und Alexander Van der Bellen die Chemie stimmte. Tipps für Verhandlungen mit der Volkspartei habe er Kogler nicht gegeben, sei dieser 2003 schließlich doch selbst dabei gewesen, sagte Van der Bellen.
Tatsächlich sind weder die Grünen noch die Volkspartei dieselben wie damals. Kogler gab schon am Mittwoch bei einer Pressekonferenz – in durchaus negativem Tonfall – zu bedenken, dass die Türkisen nun einmal nicht die traditionell Schwarzen seien, mit denen man auf Länderebene teils koaliert. Der Vergleich mit den Verhandlungen von vor 16 Jahren hinke aber auch deshalb, weil sich Kogler nicht vorstellen kann, "dass Sebastian Kurz daran denkt, 24 Eurofighter zu bestellen, wo der Schmiergeldverdacht gleich mitfliegt". Damals platzten die Gespräche auch deshalb, weil der Ex-Grüne Peter Pilz den Abfangjägerkauf nicht tolerieren wollte.
Sondieren wird Sebastian Kurz auch mit den Pinken, nachdem er angekündigt hatte, mit allen Parteien zumindest reden zu wollen. Dass sich Koalitionsgespräche für die Neos aber ausgehen, ist unwahrscheinlich – man braucht die Pinken nicht für eine Mehrheit. "Der Ball liegt nicht bei uns", sagte auch die Neos-Chefin im Anschluss: "Wir können beides. Wir können Opposition gut, aber wir können auch regieren wie in Salzburg." Dort gibt es eine schwarz-grün-pinke Koalition.
Van der Bellen hatte angekündigt, den Regierungsbildungsauftrag nach Vorliegen des offiziellen Endergebnisses erteilen zu wollen. Dieses lag bis Redaktionsschluss noch nicht vor. Teilergebnisse aus den Bundesländern sahen die Tiroler Grünen dank Briefwahlstimmen auf Platz zwei, noch vor FPÖ und SPÖ, klettern. In Kärnten bekam ÖVP-Mann Johann Weber die meisten Vorzugsstimmen und wechselt vom Landesparlament auf ein Direktmandat im Nationalrat.
Der doppelte Hofer
Der freiheitliche Spitzenkandidat Norbert Hofer brachte sich mangels klarer Kommunikation selbst um einige Vorzugsstimmen. Weil auf Platz 113 der freiheitlichen Bundesliste mit Wolf Dieter Hofer aus Hallein ein Kandidat denselben Nachnamen trug, wurden in manchen Bundesländern viele Vorzugsstimmen – nicht aber das Kreuz bei der FPÖ – als ungültig gewertet, wenn sie lediglich den Familiennamen aufwiesen. In solchen Fällen hätte "Hofer" um den richtigen Vornamen, die Reihungsziffer, das Geburtsjahr, den Beruf oder die Adresse ergänzt werden müssen, um den Wählerwillen klar erkennen zu können. Norbert Hofer sieht eine "ärgerliche Vorgangsweise der Wahlbehörden", versprach aber eine bessere Lösung für die Zukunft. (Fabian Sommavilla, 3.10.2019)