Eike Schmidt kommt nicht nach Wien.

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Kasperltheater ist eine der Assoziationen, die sich dieser Tage in der Causa Eike Schmidt aufdrängen: Nach Tagen des Schweigens beginnt er sich nun da und dort zum spontanen "Verzicht" auf die Generaldirektion des Kunsthistorischen Museums (KHM) zu erklären. Nicht ganz freiwillig, wie Mittwochabend Italiens Kulturminister Dario Franceschini verlautbaren ließ. Als Schmidt ihn über seine "Bereitschaft", in Florenz zu bleiben, informierte, habe er dem Deutschen erklärt, dass es deswegen zu keinen Problemen mit Österreich kommen dürfe.

Zum besseren Verständnis: Schmidts Vertrag als Direktor der Uffizien endet am 31. Oktober, weshalb es ja überhaupt erst eines Entgegenkommens in Form einer Übergangslösung für das KHM bedurfte, da Sabine Haags Amtszeit Ende 2018 auslief. Ob Franceschini Schmidts Vertrag für die Uffizien verlängert, ist nicht gesagt, aber wahrscheinlich. Laut Corriere della Sera (Mailand) habe der Minister eine öffentliche Erklärung eingefordert, die gestern Abend in einer Pressekonferenz in Florenz inszeniert wurde.

Kommunikation "danebengegangen"

Der Deutsche gibt sich bemüht, jene "Wogen in Wien zu glätten", die er selbst ausgelöst hat. Dazu lobt er in einem APA-Interview das KHM-Team, da müsse man sich ja keine Sorgen machen. Überhaupt sehe er keinen Schaden, die seine kurzfristige Absage verursacht habe, auch keinen Affront. Naivität oder unterentwickeltes Problembewusstsein, so ganz lässt sich die Sichtweise des 51-Jährigen nicht einordnen.

Einzig dass die Kommunikation "völlig danebengegangen" sei, bestätigt er und weist jedwede Verantwortung von sich. "Irgendjemand hat geleakt – ich weiß nicht wer und nicht warum". Il Messaggero (Rom) schreibt gar, hiesige Medien hätten "Indiskretionen über den Unmut von Kulturminister Alexander Schallenberg" berichtet. Absurd: Dass das Kuratorium, dem Schmidt seinen "Verzicht" vergangene Woche mitteilte, als Aufsichtsorgan der KHM-Geschäftsführung den Minister informieren muss, scheint in "Eikes Welt" nicht absehbar gewesen zu sein.

KHM keine zweite Wahl

Schallenberg übt sich noch in Diplomatie, macht aber deutlich, dass "eine weltweit führende Kulturinstitution" wie das KHM weder Spielball noch zweite Wahl sei. Er kündigte eine neue Ausschreibung an, Haag bleibt vorerst im Amt. Am Donnerstag forderte der Museumsbund Österreich nun eine "definitive Bestellung" Haags und den Verzicht auf die Ausschreibung. Laut Präsident Wolfgang Muchitsch sei diese rechtlich nicht notwendig, da das Bundesmuseengesetz die Möglichkeit einer Wiederbestellung vorsieht. Die Entscheidung obliegt Schallenberg. Eine Option wäre etwa ein Dreijahresvertrag. Danach könnte der künftige Kulturminister immer noch eine Neuausschreibung veranlassen. (Olga Kronsteiner, 4.10.2019)