Les Ballets de Monte Carlo mit "Cinderella" in einer Choreografie von 1945.

Foto: Alice Blangero

Wenn am Wochenende die Compagnie Les Ballets de Monte Carlo mit ihrer Version von Cinderella im Festspielhaus St. Pölten auftritt, bringt sie auch ihre turbulente Geschichte mit. Denn diese Truppe beruft sich auf die legendären Ballets Russes und damit auf den Ursprungsmythos des modernen Balletts.

Die von Beginn an gefeierten Ballets Russes wurden vor 110 Jahren von dem genialen Impresario Sergei Diagilew in Paris gegründet und übersiedelten 1911 nach Monte Carlo. Zu ihren Mitgliedern zählten Größen wie Vaslav Nijinsky, der die Skandalstücke L’après-midi d’un faune und Le sacre du printemps schuf, oder Michel Fokine (Les Sylphides) und George Balanchine.

Wechselvolle Geschichte

Als Diaghilev 1929 starb, gingen die Ballets Russes pleite. Wenig später traten in der Nachfolge die Ballets Russes de Monte Carlo auf, die mehrmals umbenannt wurden. Ein Teil wanderte nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in die USA aus. Eine 1938 entstandene Abspaltung hielt sich noch bis 1968. Ihr Mitinitiator René Blum wurde 1942 in Auschwitz ermordet.

Erst 1987, als Prinzessin Caroline von Monaco Glanz in den monegassischen Tanz bringen wollte, wurde die Compagnie als Les Ballets de Monte Carlo wiederbelebt. Geleitet wird sie seit 1993 von Jean-Christophe Maillot. Er hat u. a. William Forsythe, Sidi Larbi Cherkaoui und Lucinda Childs eingeladen, mit den Tänzern zu arbeiten. Auch der Österreicher Chris Haring war Gastchoreograf.

Die jetzt im Festspielhaus St. Pölten gastierende Cinderella kam erstmals 1945
in Moskau auf die Bühne. Maillot hat die ursprüngliche Fassung in ein zeitgenössisches Ballett verwandelt. Dazu wird Sergej Prokofjews Originalmusik gespielt – in St. Pölten
vom Tonkünstler-Orchester unter Igor Dronov. (ploe, 4.10.2019)