Late-Night-Talker Peter Klien mit den Meldungen, die sein Fake-Skorpion im Boulevard hervorrief.

Foto: Screenshot ORF TVthek

"Skorpion-Alarm auf Wiener Spielplatz": Die Onlineplattformen (und teils auch TV-Beiträge und Druckausgaben) von "Österreich", "Krone" und "Heute" beschäftigte im August ein "beunruhigender Fund" ("Krone"), der "Panik" ("Oe24") auslöste. Donnerstagnacht deckte ORF-1-Satiriker Peter Klien auf, wer hinter der "Panikmache" des Boulevards über einen für den Menschen ungefährlichen Kaiserskorpion steckt: das Team von "Gute Nacht Österreich".

"Seit 13 Jahren beweist Wolfgang Fellner, dass ihm für eine Story wirklich jedes Mittel recht ist" – Peter Klien über den "Österreich"-Herausgeber.

Klien widmete sich in seinem längeren Erklärstück diesmal dem Boulevardjournalismus und dessen Methoden, die er mit dem Hoax an einem praktischen Beispiel vorführen wollte. In ein Handyvideo montierte sein Team einen Skorpion, postete das Video mit einem Fake-Account auf Youtube und ließ einen weiteren Fake-Account "in den richtigen Facebook-Gruppen richtig Stimmung machen". Erkenntnis: "Wenn die journalistische Sorgfalt des Boulevards keine fiktiven Tiere, sondern echte Menschen trifft, ist das tausendmal gefährlicher als jeder Kaiserskorpion. In diesem Sinne: gute Nacht, Österreich."

"Sie finanzieren mit 44 Millionen diese journalistischen Methoden"

Klien erinnerte sein Publikum etwa, wie viel Werbegeld öffentliche Stellen und Firmen pro Jahr an die drei großen Boulevardblätter (laut Medientransparenz-Meldungen) überweisen: "Sie alle finanzieren mit 44 Millionen Euro im Jahr auch die journalistischen Methoden von 'Krone', 'Österreich' und 'Heute'."

Peter Klien über Österreichs Boulevard

Gute Nacht Österreich
"Der professionelle Hassposter der Krone" – Peter Klien über "Krone"-Kolumnist Michael Jeannée.

Eine eigene Sendung von "Gute Nacht Österreich" soll sich den Kampagnen der "Krone" widmen, sagt Klien – "wenn die Quoten so stabil sind, dass uns die Kampagnen der 'Krone' wurscht sein können". Donnerstagabend verfolgten 176.000 die Sendung, Marktanteil: sechs Prozent – die zweitbeste Quote in den ersten vier Wochen. Mit den Quoten geht es wieder bergauf: Gegen die Ausläufer der "Elefantenrunde" der Spitzenkandidaten in ORF 2 schauten vorige Woche 127.000 zu, davor 153.000 bei ebenfalls sechs Prozent Marktanteil. Die Premiere hatte – ohne zeitversetzte Nutzung – 284.000 Zuschauerinnen und Zuschauer.

"Boulevardisierung" stellt Klien übrigens auch bei Qualitätsmedien fest – und blendet Headlines von derStandard.at ein wie "Bayerischer Bauer lässt Hühner nur noch mit Warnweste ins Freie". (fid, 4.10.2019)