"Kids Screen": Visualisierung des geplanten Kinderangebots im ORF-Player.

Foto: ORF Montage

Der ORF möchte vom "Broadcaster" zur öffentlich-rechtlichen Plattform werden. Argumente und Strategien dafür hat er in einer Studie zusammengefasst, die am Donnerstagabend im Rahmen eines ORF-"Dialogforums" präsentiert wurde. Eine der Autorinnen, Barbara Thomaß von der Universität Bochum, unterstrich in ihrer Keynote den Bedarf nach einer "gemeinwohlorientierten öffentlichen Plattform".

Die "Big 5", also die großen globalen Online-Konzerne, bereiten der europäischen Medienbranche seit geraumer Zeit Kopfzerbrechen. Wie kann man deren Angeboten – die von den Usern ja gerne genutzt werden – etwas entgegenstellen, lautet die Frage. Die Antwort der Expertin Thomaß: "Groß, attraktiv, transparent, verlässlich in den Informationen, qualitätsvoll, sicher mit Blick auf den Datenschutz, partizipativ, und am besten grenzüberschreitend – europäisch" muss die Alternative sein.

"Redaktionsgemeinschaft"

Keine leichte Aufgabe. Einen Anfang in Österreich versuche man mit der ORF-Player-Strategie, bekräftigte Gerald Heidegger, Chefredakteur von ORF.at, laut ORF-Aussendung. "Im Mittelpunkt steht die Frage, wie wir das gesamte Spektrum einer Gesellschaft in einer digitalen Welt erreichen." Anne Reidt, sie ist Leiterin der Hauptredaktion Kultur im ZDF, wünscht sich eine Ausweitung des Begriffs "Redaktion" auf "Redaktionsgemeinschaft" und mehr Investitionen, "für den Bereich Online und um auch unser junges Publikum zu erreichen".

"Plattform Europa" lautet der Titel des Buchs von Johannes Hillje, der immer noch zu viele "nationale Medienblasen" sieht: Das "schon geglückte europäische Zusammenleben" sollte sich auch in einem gemeinsamen europäischen kulturellen Angebot niederschlagen, findet er. Autorin Ingrid Brodnig, die sich der "Übermacht im Netz" gewidmet hat, sieht zu starke Reglementierungen für den ORF, die "ganz klar ein Wettbewerbsnachteil für die Öffentlich-Rechtlichen" seien. Konkret nannte sie die Sieben-Tage-Regelung für TVthek-Inhalte.

Die Public-Value-Studie "Allianzen, Kooperationen und Plattformen" gibt es auf https://zukunft.orf.at zum Download. Die Aufzeichnung des ORF-"Dialgogforums", bei dem sie präsentiert wurde, ist am 24. Oktober um 23.40 Uhr in ORF III zu sehen. (APA, red, 4.10.2019)

  • Reaktion: Von der ORF-Publikation zu Allianzen sieht sich ProSiebenSat1Puls4-Chef Markus Breitenecker bestätigt: Die Idee, Social-Media-Plattformen mit Gebührengeldern zu unterstützen, verfolgt ér schon eine Weile, 2018 veröffentlichte er mit Corinna Milborn ein Buch ("Change the Game") auch darüber.