Nach der Attacke am Donnerstag waren große Teile der Stadt abgesperrt.

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Paris – Nach der tödlichen Messerattacke am Donnerstag im Pariser Polizeihauptquartier haben Anti-Terror-Spezialisten der Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Das bestätigte die Pariser Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur am Freitagabend.

Ein 45-jährige Mitarbeiter des Polizeihauptquartiers hatte am Donnerstag vier Menschen mit einem Messer getötet und war dann erschossen worden. Bei den Opfern soll es sich um drei Männer und eine Frau handeln. Der in dieser Form beispiellose Fall löste Entsetzen und Trauer aus. Staatschef Emmanuel Macron und Regierungsmitglieder waren am Donnerstag an den Tatort gekommen, um mit Mitarbeitern zu sprechen.

Das Polizeipräsidium, in dem sich der Angriff ereignete, liegt im Zentrum von Paris.

Berichten zufolge war der 45-Jährige in der als sensibel geltenden Abteilung "Direction du Renseignement" der Polizeibehörde eingesetzt – dabei geht es unter anderem um Terrorabwehr. Er sei ein Informatiker gewesen und habe seit 1993 bei der Polizei gearbeitet, sagte Loïc Travers von der Polizeigewerkschaft Alliance dem Sender BFMTV. Er sei ein vorbildlicher Beamter gewesen und von seinen Kollegen sehr geschätzt worden. Er war zum Islam konvertiert.

Frau in Gewahrsam

Der Wohnsitz des Mannes war am Donnerstag durchsucht worden, sagte Chefermittler Remy Heitz. Wie Justizkreise ergänzten, wurde seine Frau in Gewahrsam genommen. Die Tat ereignete sich laut Innenminister Christophe Castaner am Donnerstag zwischen 12.30 und 13 Uhr. Er sprach von einem "mörderischen Lauf". Der Beschuldigte habe ein Keramikmesser benutzt, berichtete BFMTV. France Info berichtete unter Berufung auf Polizeikreise, der Täter habe nach Angaben seiner Frau vor der Attacke "Visionen gehabt" und "Stimmen gehört". Der Vater von zwei Kindern im Alter von drei und neun Jahren war schwerhörig und galt als behindert.

Die Durchsuchung der Wohnung brachte nach Angaben der Ermittler keine Hinweise auf eine Radikalisierung. Weitere Erkenntnisse erhoffte sich die Polizei von der Auswertung seines Computers.

Großflächig abgesperrt

Nach dem Angriff waren am Donnerstagnachmittag große Teile der Seine-Insel Île de la Cité, auf der sich das Polizeihauptquartier befindet, abgesperrt. Viele Brücken auf die Insel waren geschlossen und wurden von schwerbewaffneten Polizisten gesichert. Anrainer kamen nicht in ihre Wohnungen. Touristen, die Sehenswürdigkeiten wie die Notre-Dame-Kathedrale auf der Insel besuchen wollten, zeigten sich irritiert. Viele hatten gar nicht mitbekommen, was passiert war. (APA, 4.10.2019)