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Das Fatih-Terim-Stadion blieb weitgehend leer.

Foto: REUTERS/Kemal Aslan

Istanbul – "Polizeidiktatur", "Totentanz" und "groteske Szenen": Max Eberl schäumte und war gar nicht mehr aufzuhalten. Der Sportdirektor von WAC-Gegner Mönchengladbach ärgerte sich nach dem glücklichen 1:1 (0:0) bei Istanbul Basaksehir in der Europa League gewaltig über den Umgang der türkischen Polizei mit den deutschen Fans.

"Das macht mich extrem traurig, dass wir im Jahr 2019 in Europa solche Zustände haben", sagte Eberl, nachdem einigen der 1400 mitgereisten Borussia-Fans der Zutritt ins Stadion verwehrt wurde: "Wenn in unserem Stadtwappen christliche Zeichen sind und wir deshalb nicht rein dürfen, wo leben wir denn? Das ist Polizeidiktatur."

"Das hat nichts mit Fußball zu tun"

Die türkischen Behörden hätten die Gladbacher "von Anfang an drangsaliert". Da auf einigen Fahnen ein Kreuz zu sehen war, eskalierte die Situation. Einige Fans wurden angeblich angeschrien und an Wände gedrückt. "Das sind für mich bizarre und groteske Szenen. Dass die Polizei diktieren kann, welche Fahnen reinkommen und welche nicht", sagte Eberl und kündigte eine Beschwerde bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA) an: "Das werden wir anmerken, das hat nichts mit Fußball zu tun."

Nur knapp 6000 Zuschauer waren ins Fatih-Terim-Stadion gekommen. Der erst 2014 gegründete Lieblingsklub von Präsident Recep Tayyip Erdogan kämpft seit jeher mit einer fehlenden Fanbasis, den rasanten Aufstieg verdankt der türkische Vizemeister vor allem großzügigen Investitionen regierungsnaher Unternehmen.

"Unsere Fans bereichern diesen Totentanz hier, damit ein bisschen Europapokal-Stimmung aufkommt", schimpfte Eberl. Der 46-Jährige war überrascht, da er die Türkei so überhaupt nicht kannte. "Ich kenne die Menschen in der Türkei anders, das sind nette und höfliche Menschen."

Festnahme und Freilassung

Laut Medienberichten waren zwei Borussia-Fans offenbar kurzfristig in Gewahrsam genommen worden, weil sie Polizisten geschlagen haben sollen. Nach Ansicht des Videomaterials seien die Anhänger allerdings aufgrund fehlender Beweise wieder freigelassen worden. (sid, 4.10.2019)