Roland Trettl mit Christian Seiler
Nachschlag

Der Koch, der erst ohne Sterne und Hauben das wahre Glück fand

CSV

Foto: CSV Verlag/Helge Kirchberger

Vor wenigen Tagen ist im Fernsehen die neue Staffel von "The Taste" angelaufen. Eine der vielen Kochshows, bei der Köche ein Team aus Hobby- und Profiköchen coachen. Am Ende der Sendung werden die Gerichte auf einem Löffel angerichtet, anonym verkostet – mit launigen Kommentaren, versteht sich.

Diesmal fehlt einer, der maßgeblich für das Amüsement vor dem Fernseher verantwortlich war und auch bei den Kandidatinnen und Kandidaten gerne als Teamcoach gewählt wurde: Roland Trettl, der langjährige Küchenchef des Restaurants Ikarus Hangar-7, das er 2013 verlassen hat.

Er zählte in den vergangenen drei Staffeln zur Jury, widmet sich nun aber anderen Projekten. Unter anderem einem neuen Buch mit dem Titel "Nachschlag", das er – so wie sein erstes Werk "Serviert: Die Wahrheit über die besten Köche der Welt" – gemeinsam mit Christian Seiler geschrieben hat.

Es ist ein locker-flockig geschriebenes, recht privates Buch, das eine breite Leserschaft ansprechen soll. Trettl ist ja mittlerweile hauptberuflich als "TV-Kuppler" und Gastgeber in der Sendung "First Dates" im Einsatz. Wie es dazu kam, erzählt er natürlich in "Nachschlag", aber auch, wie ihn sein erster Besuch im Steirereck beeindruckte und beeinflusste und wie er gemeinsam mit seiner Frau berufliche Entscheidungen trifft.

Von Vasektomie bis Rezept

Im Prinzip handelt es sich um eine Aneinanderreihung von Anekdoten, Gschichteln und Gedanken. Militante Veganer bekommen dabei ihr Fett genauso ab wie der türkische Goldsteak-Koch "Salt Bae" Nusret Gökçe (im Buch bewusst nicht genannt und nur als "Fleischidiot" tituliert), der "Vollpfosten wie Ribéry" mit einem Marketing-Gag ausnützt.

Wir erfahren von Trettl, wie es war, bei "der besten Kochshow der Welt", nämlich Tim Mälzers "Kitchen Impossible", dabei zu sein, aber auch, warum er sich für eine Vasektomie entschieden hat und wie frustrierend es teilweise für einen Koch ist, drüber nachzudenken, was aus dem gekochten und servierten Essen am nächsten Tag geworden ist.

Dazwischen gibt es insgesamt 13 "weltbeste Rezepte" wie Rote-Rüben-Knödel, Risotto (damit kochte er seine Frau Dani ein) oder Fleischpflanzerln: in dem Fall mit etwas Kalbsbries in der Masse, als Hommage an seinen langjährigen Chef Eckart Witzigmann. Ebenfalls schön und praxistauglich – schließlich sind wir hier in der Kochbuch-Rubrik: "Sieben Dinge, die fast jedes Essen besser machen".

Manche Themen, beispielsweise die Meinung über Restaurantguides und zu billiges Essen, wurden in anderer Form schon im ersten Buch behandelt, aber das stört nicht wirklich. Einer, der sauer war, dort nicht vorgekommen zu sein, ist Tim Raue – ihm widmet Trettl daher diesmal ein sehr liebevolles Kapitel. Raue sitzt nun übrigens für Trettl in der Jury von "The Taste". Wie er sich dort schlägt, wird man in den nächsten Wochen sehen. Wem Trettl allzu sehr fehlt, dem sei das Buch empfohlen. (Petra Eder, 5.10.2019)