Im täglichen Leben trainieren tausende Kunden mit den smarten Peloton-Heimtrainern. An der Börse strampelt sich das Unternehmen allerdings ab. Seit dem Debüt an der Nasdaq rutschte die Aktie stetig ab.

Foto: Peloton/Hubbard

Uber, Lyft oder der smarte Heimtrainer-Hersteller Peloton – das sind Marken und Services, die Konsumenten aus dem täglichen Leben gut kennen. Uber etwa hat die Welt der Taxifahrten umgekrempelt und wird weltweit millionenfach genutzt. An der Börse kam der Fahrdienstanbieter aber nicht sehr weit. Seit der Erstnotiz im Mai verloren die Papiere rund 30 Prozent, jene des Mitbewerbers Lyft stürzten nach einem gelungenen Start an der Börse mittlerweile um rund 42 Prozent ab.

Peloton ist mit dem Verkauf seiner Heimtrainer derzeit höchst erfolgreich. Das Besondere an diesen Geräten ist, dass sie mit übergroßen Bildschirmen ausgestattet sind, auf denen Spinningkurse rund um die Uhr angeboten werden. Auch Livekurse gibt es. So bekommen Kunden das Gefühl, ihre Sporteinheiten nicht alleine absolvieren zu müssen. Peloton hat in den USA, Kanada und Großbritannien mittlerweile mehr als eine Million Mitglieder. An der Börse strampelt sich das 2012 in New York gegründete Unternehmen aber ordentlich ab. Gleich am ersten Handelstag haben die Aktien des Unternehmens elf Prozent an Wert verloren.

Fehlende Perspektive

"Das Problem dieser Firmen ist, dass man sie zwar als Anbieter oder Dienstleister gut kennt, ihnen aber die langfristige Perspektive auf ein nachhaltiges Gewinnwachstum fehlt", erklärt Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin vom Private Banking der Unicredit Bank Austria. Aufgrund dieser fehlgelaufenen Börsengänge haben andere gehypte Unternehmen wie Wework (Anbieter von Büroflächen) und Endeavor (Content-Company) ihre Börsenpläne vorerst auf Eis gelegt.

Bemerkenswert sind diese Börsengänge dennoch. Denn es wagen sich Unternehmen an den Kapitalmarkt, die einen extremen Wachstumskurs verfolgen und dabei massiv Geld verbrennen. Uber-Konkurrent Lyft etwa hat im vergangenen Geschäftsjahr 911 Millionen US-Dollar Verlust angehäuft. So viel Geld hat laut dem Wall Street Journal noch kein US-Start-up in dem Jahr vor dem Börsengang verloren.

Erinnerung an Tech-Bubble

Und dennoch werden die Börsenneulinge groß gefeiert. Jene Unternehmen, die heuer den US-Markt betreten haben, haben laut Angaben von Renaissance Capital bisher fast 50 Mrd. Dollar eingesammelt. Das entspricht in etwa dem, was im ganzen Vorjahr eingenommen wurde, und übertrifft die 35 Mrd. Dollar von 2017 bei weitem. Laut Goldman Sachs sind die heurigen Börsengänger aber auf dem besten Weg, die niedrigsten Gewinne im ersten Jahr seit dem Höhepunkt der Tech-Blase zu erzielen.

Der Vergleich mit der Tech-Bubble löst freilich Erinnerungen an deren Platzen aus. "Die Rally an den US-Börsen ist die längste, die wir bisher je gesehen haben", sagt Rosen-Philipp. Zudem befinde sich die US-Konjunktur in der Phase des Spätzyklus. Das lege laut Rosen-Philipp die Vermutung nahe, dass die Hochphase auch mal enden wird. Wann das sein wird und wie stark Korrekturen dann ausfallen, ist jedoch offen. Aber das mangelnde Vertrauen in Unternehmen, denen die dauerhafte Profitabilität fehlt, könnte ein Zeichen von Überhitzung sein, so die Expertin.

Ausreißer Amazon

Doch es gibt Ausreißer: Amazon etwa. Sechs Jahre lang haben es Börsianer dem Amazon-Chef Jeff Bezos verziehen, dass er keine Gewinne vorweisen konnte. Aber an die Schaffung eines Megamarktplatzes haben die Investoren geglaubt. Wer 1997 beim Börsengang 100 Dollar in Amazon investiert hat, konnte bis zum heurigen August den Index Russell 3000 (ist einer der weltweit größten Aktienindizes; in ihm sind die 3000 Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung in den USA gelistet) outperformen – selbst wenn man in dieser Zeit zusätzlich 100 Dollar in jene IPOs investiert hätte, die danach in Konkurs gingen, zeigt die Goldman-Studie.

Zum Börsenstar hat sich auch Facebook gemausert. Im Mai 2012 ging das Unternehmen an die Börse. Eine Aktie kostete 38 Dollar. Damals wurde Facebook wegen fehlender Wachstumsstrategie und Einnahmen gerügt. "Mit dem Öffnen des Dienstes für mobile Geräte, Werbeeinnahmen und Zukäufen gelang es, stabile Einnahmequellen zu schaffen", sagt Rosen-Philipp. Die Aktie steht heute bei rund 170 Dollar. (Bettina Pfluger, 3.10.2019)