Zum 200. Geburtstag der Ersten Bank hüllte sich der Musikverein am Sonntag in blau.

Foto: Erste Bank / Hinerramskogler
Foto: HO

Wien – Die Bewilligung werde mit "Vergnügen" erteilt, weil der Verein von "so unverkennbarer Gemeinnützigkeit" sei. So antwortet die zuständige Behörde auf den Antrag zur Errichtung einer Sparkasse für die "erwerbenden Klassen minderer Cathegorie". Im August 1819 werden die Statuten der Ersten Oesterreichischen Spar-Casse in der "Wiener Zeitung" veröffentlicht. Am Freitag vor 200 Jahren wird das Institut für die armen Leute eröffnet. Am Sonntag feierte die mittlerweile größte Bank Österreichs ihr Jubiläum im Wiener Musikverein.

Andreas Treichl, Generaldirektor der Erste Group, blickte dabei in die Zukunft: "Finanzinstitute werden ein wichtiges Instrument der Politik sein, um eine vernünftige Klimapolitik umzusetzen und sie werden einen ganz entscheidenden Beitrag zu der sich rasch verändernden Alterspyramide und den daraus ergebenden Finanzierungsproblemen leisten müssen."

Bundespräsident Alexander Van der Bellen zitierte in seiner Rede aus der "Verfassung" der Sparkasse: "Kein Alter, kein Geschlecht, kein Stand, keine Nation ist von den Vorteilen ausgeschlossen, welche die Spar-Casse jedem Einlegenden anbietet." Das sei eine "Revolution" gewesen, die dabei geholfen habe, die demokratische Transformation zu beschleunigen.

Erste Sparer und Kreditnehmer

Die erste Einlage gehört der zwölfjährigen Schülerin Marie Schwarz. Das Adoptivkind kommt dank ihres Fleißes in der Schule auf die Listen von 100 "hilfswürdigen Kindern", denen zur Gründung ein Sparbuch mit einem kleinen Guthaben gestiftet wird. Per Zufall wird ihr das erste Sparbuch zugeteilt.

Die Erste Bank hat zum Jubiläum ein Werk herausgebracht, das Geschichten und Geschichte kombiniert. In historische und zeitgeschichtliche Erzählungen mischen sich auch fiktive Betrachtungen. Etwa über das weitere Leben der Marie Schwarz, über die man eigentlich nicht mehr weiß, als aus den wenigen Ein- und Auszahlungen im Laufe ihres Lebens hervorgeht.

Pfarrer Johann Baptist Weber, einer der Väter der Ersten.
Foto: HO

Etwas besser dokumentiert ist die Episode vom Schwarzen Adler in der Wiener Leopoldstadt. Die Besitzerin des Gasthofs, Anna Nagl, gilt als die erste Kreditnehmerin der Spar-Casse. Das Geld wird in den Umbau des Adlers investiert. Der Journalist Oliver Tanzer hat sich dazu eine Epistel der Frau Nagl an ihre beiden Nichten einfallen lassen, in dem Brechfieber, Staatsbankrott und Spitzelstaat thematisiert werden. Der Brief ist also "erfunden, aber nicht frei erfunden", wie Tanzer an die Epistel anhängt.

Pfarrer als Gründer

Es ist der Pfarrer der Kirche St. Leopold in Wien, Johann Baptist Weber, der 50 wohlhabende Bürger als Subskribenten gewinnt, die den notwendigen Sicherheitsfonds für die Anstalt dotieren. Nach einem Jahr übersiedelt die Sparkasse aus dem Pfarrhaus im 2. Wiener Bezirk in das Deutschordenshaus in der Singerstraße. 1823 wird ein Gebäude am Graben erworben, aus dem später die Zentrale der Sparkassen entsteht. Die Nachfrage ist groß: Für Tagelöhner oder Fabrikarbeiter gibt es zu der Zeit keine Sozialversicherung, die in Notfällen aushilft. (red, 5.10.2019)