Die Mercedes-Fertigung in Graz läuft noch rund.

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Zwangsurlaub in der Produktion von Präzisionsstahlrohren im steirischen Voestalpine-Werk Krieglach, Kündigungen und Reduktion von Vier- auf Drei-Schicht-Betrieb in der Nahtlosrohrproduktion in Kindberg – die schlechten Nachrichten im Umfeld der Automobilbranche nehmen Fahrt auf. Der stagnierende Pkw-Absatz macht sich nach und nach auch in der österreichischen Fahrzeugindustrie bemerkbar, wo Schocks bislang ausgeblieben waren. Wohin die Reise geht, zeigt ein Blick auf Produktion und Auftragslage.

Wohl lag die Produktionsleistung der Fahrzeugindustrie in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres mit 8,25 Milliarden Euro um fast ein Fünftel über jener des Vorjahreszeitraums, die Auftragslage stimmt allerdings pessimistisch. Denn die Auftragseingänge brachen im selben Zeitraum um fast zehn Prozent auf knapp 30 Milliarden Euro ein.

Hoffen auf Ersatz

Das liegt zum Teil auch daran, dass Hersteller wie Magna in Graz oder das Opel-Getriebe- und -Motorenwerk in Wien-Aspern noch auf Folgeaufträge für auslaufende Modellreihen hoffen beziehungsweise die Verhandlungen über die konzerninterne Zuteilung von Produktionsaufträgen noch nicht abgeschlossen sind.

BMW könnte das Engagement bei Magna reduzieren.
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Was auch immer an Aufträgen noch in die Bücher kommt: Die Weichen in der heimischen Kfz-Industrie mit ihren knapp 35.700 Beschäftigten sind längst nicht mehr auf Expansion gestellt, sondern auf "Abarbeiten". Das lässt sich am Auftragsbestand ablesen, der laut dem Branchenmonitor der Arbeiterkammer bis Mai um sieben Prozent geschrumpft ist.

Magna stellte groß ein

Bei Magna in Graz etwa, wo 2017/18 mit staatlicher Unterstützung ("Beschäftigungsbonus") an die 2000 Mitarbeiter aufgenommen wurden, läuft der Fertigungsvertrag für den 5er-BMW aus. Was als Ersatz kommt, darüber werde intensiv verhandelt, heißt es. Auch in Belegschaftskreisen pflegt man den Optimismus. Alle Hoffnungen richten sich auf den von den Wirtschaftsforschern für 2020 prognostizierten Anstieg des Handelsvolumens nach dem Rückgang heuer.

Vorausgesetzt, der von US-Präsident Donald Trump angezettelte Handelskonflikt wird nicht verschärft. Die Zollstreitigkeiten haben teils tiefe Furchen hinterlassen, der für die Autoindustrie so wichtige Absatzmarkt China hat im ersten Halbjahr ordentlich ausgelassen, den Rest erledigt die von der Dieselkrise ausgelöste Absatzstagnation.

Kaum Kurzarbeit

Noch sei Kurzarbeit hierzulande die Ausnahme, sagt der stellvertretende Obmann des Fachverbands Fahrzeugindustrie, Rosenbauer-Chef Dieter Siegel, aber langsam beginne man in der Branche Angespanntheit und Unruhe zu spüren. Nach dem Sommer sei eine Einschätzung immer besonders schwierig, aber zum Umbruch in der Kfz-Industrie kämen nun Handelskonflikt, Brexit und Konjunkturabschwung hinzu – ein einigermaßen schwer verdaulicher Cocktail.

Der Elan des bis Anfang 2018 ausbezahlten Beschäftigungsbonus ist jedenfalls verpufft. Wie rund es bei der überwiegend für deutsche Autobauer produzierenden Austro-Fahrzeugindustrie im Vorjahr noch gelaufen ist, zeigen die Gewinnausschüttungen (inklusive Ergebnisabführung): Während im Opel-Motoren- und -Getriebewerk unter französischer Regie an die 400 Mitarbeiter mit Sozialplan abgefedert verabschiedet werden, flossen 50 Millionen Euro Gewinn an die Konzernmutter. BMW Motoren in Steyr führte 180 Millionen Euro an die Eigentümer ab.
(Luise Ungerboeck, 5.10.2019)