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Thiem steht im Finale von Peking.

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Khachanov verlor nach Satzführung.

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Dominic Thiem ist Karen Chatschanow noch vom Haken gesprungen und greift am Sonntag (ab 13:30 Uhr im STANDARD-Live-Ticker) nach seinem 15. Karriere-Titel. Der Weltranglisten-Fünfte drehte beim 2:6,7:6(5),7:5 gegen den Russen das Halbfinale des ATP-500-Turniers in Peking. Bereits fix ist Thiems Teilnahme am Finalturnier der acht besten Saisonspieler.

Sein Finalgegner am Sonntag ist Stefanos Tsitsipas (3). Der Grieche setzte sich gegen Alexander Zverev (GER/2) mit 7:6(6) und 6:4 durch. Gegen den Weltranglisten-Siebenten führt Thiem in den Duellen mit 3:2 und auf Hartplatz mit 2:1.

Wechselbad der Gefühle

Thiem hatte beim Stand von 2:6,3:5 und gegnerischem Aufschlag schon wie der Verlierer ausgesehen. Doch allem Frust nach vielen vermeidbaren Fehlern zum Trotz schaffte der Niederösterreicher dank einer Willensleistung noch die Wende. Seine magere Asien-Bilanz poliert er weiter auf. In zuvor sechs Auftritten in China war der 26-Jährige Niederösterreicher nie über die zweite Runde hinausgekommen.

Der Matchball.

Der Spielverlauf hatte Thiem des Öfteren hadern lassen. Denn die zuvor gezeigte Konstanz – auch bei eigenem Aufschlag – wollte sich erst im Finish einstellen. Thiem kassierte auf dem Hartplatz in Chinas Hauptstadt gleich sechs Breaks – im vorherigen Turnierverlauf hatte er nur ein einziges Game abgegeben.

Bei seinen sieben Halbfinal-Teilnahmen 2019 hat Thiem es nun zum fünften Mal ins Endspiel geschafft. Drei Mal (Indian Wells, Barcelona, Kitzbühel) hat er danach das Turnier auch gewonnen. Frühzeitig fixiert ist die Teilnahme an den ATP-Finals (London, ab 10. November). Thiem ist als Fünfter nach Rafael Nadal, Novak Djokovic, Roger Federer und Daniil Medwedew zum vierten Mal insgesamt und en suite für den Saisonausklang der besten acht Saisonspieler qualifiziert.

Tsitsipas hat heuer in Estoril und Marseille (jeweils ATP-250) zwei seiner bisher drei Titel erobert, der Niederösterreicher hält bei drei Saisonerfolgen – in Kitzbühel (250), Barcelona (500) und Indian Wells (Masters-1000) – und insgesamt 14 Turniersiegen.

Mehrmals knapp vorm Aus

Einen Tag nach dem 6:2,7:6-Erfolg gegen den ehemaligen Weltranglisten-Ersten Andy Murray präsentierte sich Thiem zwischen Genie und Wahnsinn. Zwar schlug Österreichs Nummer eins teils spektakuläre Schläge, die aber blieben wegen unzähliger leichter Fehler lange brotlos. Chatschanow, der wie Thiem heuer beim Wiener Stadthallenturnier aufschlägt, präsentierte sich in der Anfangsphase als der stabilere Spieler und holte sich Satz eins dank Breaks zum 2:0, 4:2 und 6:2.

Im zweiten Durchgang fand Thiem besser zu seinem Spiel. Der Lohn dafür war ein Break zum 3:2, erstmals führte er gegen den Russen. Der vom ehemaligen Weltklassespieler Nikolai Dawidenko trainierte 1,98-Meter-Mann Chatschanow sollte aber einen guten Tag erwischen. Er schaffte das Rebreak und ließ in Thiems nächstem Ausschlagspiel sogar die vermeintliche Vorentscheidung (3:5) folgen.

Thiem war nicht immer mit seinem Spiel zufrieden.

Thiem wirkte angesäuert – und sprang angesichts der drohenden Niederlage mit einer Trotzreaktion noch einmal vom Haken. Er kämpfte sich ins Tiebreak und schaffte nach einem 7:5 den Satzausgleich. Die Wende war eingeleitet.

Doch Becker-Fäusten folgte wieder Kopfschütteln. Das erste Aufschlagsspiel leichtfertig verschenkt, musste Thiem dem Ausgleich bis zum 3:3 nachlaufen. Danach war der Lichtenwörther am Drücker, das Break zum 7:5 entschied die Partie. Eine Willensleistung wurde nach 2:41 Stunden mit Thiems fünftem Finaleinzug 2019 belohnt.

Erleichterung

"Es war ein richtig wichtiger Sieg und er fühlt sich sehr gut an, weil ich richtig gut gefightet habe das ganze Match", atmete Thiem erleichtert durch. "Ich war der ein bisserl schwächere Spieler bis 2:6,3:5, würde ich sagen. Es war auch mental alles andere als einfach, weil ich die ganze Zeit im Match hinten war bis auf dreimal ab 4:3 im dritten Satz." Thiem sei jedenfalls "sehr glücklich" wie er drangeblieben ist. "Es war eine gute Leistung, weil er sehr gut gespielt hat. Ich bin dann ein bisserl aggressiver geworden, bin auch mehr ans Netz gegangen, es war ein super Sieg."

Freude auf Masters

Auch wenn schon sehr vieles schief hätte laufen müssen: Dass er nun auch rechnerisch fix zum vierten Mal en suite bei den ATP Finals in der Londoner O2-Arena dabei ist, war das i-Tüpfelchen auf einen sehr erfolgreichen Arbeitstag. "Ich bin richtig glücklich. Es ist immer, bevor ich in eine Saison starte, ein ganz großes persönliches Ziel, dass ich in London dabei bin, weil es ein einmaliges Event ist. Es ist die Krönung vom ganzen Tennis-Jahr und auch eine Riesen-Ehre, dass ich jetzt zum vierten Mal in Folge dabei bin."

Die gesamte gute Saison habe den Ausschlag gegeben. Thiem: "Ich fühle mich jetzt schon sehr frei, dass ich es geschafft habe. Aber es ist noch sehr weit weg und es wartet morgen das Finale , dann noch drei sehr wichtige Turniere. Ich bin überglücklich, dass ich es jetzt schon fixiert habe." (APA, 5.10.2019)