ÖFB-Präsident Leo Windtner blickt gespannt auf die kommenden Schlüsselspiele der EM-Quali.

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Wien – Auf das österreichische Fußball-Nationalteam warten im Hinblick auf die angestrebte Teilnahme an der EM 2020 zwei Schlüsselspiele. Drei Tage nach dem Heimduell mit Israel am Donnerstag (20.45 Uhr) in Wien gastieren die Österreicher in Slowenien. ÖFB-Präsident Leo Windtner sprach von einer wichtigen "Weichenstellung" in Richtung EM-Teilnahme. Es wäre die zweite in Folge für das ÖFB-Team.

Um auf den Zug zur Endrunde aufzuspringen, könnte selbst ein Remis beim aktuellen Gruppenzweiten Slowenien zu wenig sein. Laut Windtner gelte die Konzentration vorerst aber ausschließlich dem Israel-Spiel. "Wenn wir diese Aufgabe positiv absolvieren, können wir in jeder Hinsicht auch in Ljubljana bestehen", erklärte der Verbandschef. "Dann fahren wir mit breiter Brust hinunter."

Denkwürdige Niederlage verarbeitet

Selbst bei einem Remis gegen Israel hätten die Österreicher ihr Schicksal mit abschließenden Siegen in Slowenien, gegen Nordmazedonien und in Lettland noch in der eigenen Hand. Gelingt keiner der ersten beiden Gruppenplätze, bliebe nur noch das Nations-League-Play-off Ende März. Diese Hoffnungsrunde weniger als drei Monate vor EM-Start will sich der ÖFB tunlichst ersparen. "Wir wollen auf direktem Weg die EM-Quali schaffen", betonte Windtner.

Gegen Israel habe das Team zudem etwas gutzumachen. Windtner lobte die Analyse der 2:4-Pleite im Hinspiel im März in Haifa. "Es hat noch nie so eine Aufarbeitung einer Niederlage gegeben wie jener in Israel", meinte der Oberösterreicher. "Es wurden alle Schlüsse gezogen." Mit zehn Punkten aus den folgenden beiden Länderspiel-Doppeln hätte man auch das Vertrauen der Fans zurückgewonnen.

Verständnis für Herzogs Wutrede

Das Ernst-Happel-Stadion dürfte am Donnerstag dennoch bei weitem nicht ausverkauft sein. Bis zum Wochenende waren laut ÖFB-Angaben etwas mehr als 20.000 Tickets abgesetzt. Dabei kommt Israel mit Cheftrainer Andreas Herzog nach Wien. Windtner betonte das gute Verhältnis zu Österreichs Rekordnationalspieler, dem als Teamchef im eigenen Land vor zwei Jahren Franco Foda vorgezogen worden war.

Auch für Herzogs Wutrede nach der unglücklichen 2:3-Niederlage Israels im September gegen Slowenien äußerte Windtner Verständnis. "In Israel hat sich nach dem Auftakt eine große Erwartungshaltung breitgemacht." Auch an Herzog seien große Hoffnungen geknüpft worden. "Wenn sich die Erwartungen dann ohne sein Zutun nicht erfüllen, gibt es eine gewisse Emotionalität."

Herzogs Ansehen dürfte sein emotionaler Ausbruch in einem TV-Interview nicht geschadet haben. Möglicherweise hat er sein Team sogar wachgerüttelt. "Israel ist nach wie vor ein hochgefährlicher Gegner, gegen den wir alles auf den Rasen bringen müssen", warnte Windtner.

Hinteregger-Affäre

Die Affäre um Martin Hinteregger, den Foda nach einer Partynacht vor dem jüngsten Quali-Spiel in Polen (0:0) auf die Ersatzbank verfrachtet hatte, soll nicht nachwirken. Sie sei laut dem Verbandschef "ordentlich abgearbeitet und besprochen".

Auch Windtner telefonierte nach dem Vorfall noch einmal mit dem Frankfurt-Legionär. "Er sieht ein, dass eine Wiederholung nicht stattfinden darf, sonst müsste es weitere Konsequenzen geben." Der ÖFB baut weiter auf den 27-Jährigen. Windtner: "Mit seiner Qualität zählt er zu den besten Innenverteidigern in Europa."

Aufholbedarf

Bei den Trainingsmöglichkeiten kann Österreich im europäischen Vergleich dagegen nicht mehr mithalten. Windtner befand sich vergangene Woche in Minsk, um in seiner Funktion beim UEFA-Unterstützungsprogramm HatTrick das neue Trainingszentrum des weißrussischen Verbandes zu besichtigen. Dort sei laut Windtner eine satte zweistellige Millionen-Euro-Summe investiert worden – unter anderem in zwölf Trainingsplätze und eine Fußball-Halle. Die internationalen Verbände FIFA und UEFA traten als Fördergeber auf.

In Österreich ist man von einem nationalen Trainingszentrum derzeit noch weit entfernt. Windtner will aber weiter darum kämpfen. "Ich hoffe, dass wir nicht mehr lange träumen müssen von solchen Einrichtungen, die in Europa längst 'State of the Art' sind." (APA, 6.10.2019)