Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Drummer mit viel Temperament: Ginger Baker 2005 bei einem Konzert in der Royal Albert Hall in London.

Foto: REUTERS

Das rote Stroh auf seinem Dach brachte ihm den Spitznamen Ginger ein, seine unbändige Energie fand im Schlagzeugspiel ein Ventil für seinen Furor. Als Ginger Baker wurde Edward Peter Baker in den 1960ern weltberühmt. Er gründete mit zwei anderen hochbegabten Gestalten die Band Cream, mit Eric Clapton und Jack Bruce. Das Trio galt als die erste Supergroup des Rock, ihre Album Wheels of Fire (1968) als das erste Doppelalbum der Geschichte, das sich über eine Million Mal verkaufte.

Vier Alben nahm die Band auf, nach knapp drei Jahren war sie nachhaltig zerstritten, vor allem Bruce und Baker konnten nicht miteinander. Selbst bei einer späten Reunion 2005 stoben noch die Funken. Zurück in die 1960er: Da fühlten sich bald alle in der Band ein wenig unterfordert, was nichts daran änderte, dass sie live ihre Talente länglich bis nervig ausstellten: Baker gilt als einer der "Erfinder" des Schlagzeugsolos im Rock — ein ungeliebtes Fach bei allen, die keine Schlagzeuger sind. Angeödet waren sie auch vom Publikum, das tobte bereits als sie bloß die Bühne betraten.

Einflussreiches Spiel

Der am 19. August 1939 in London geborene Baker wechselte nach Cream mit Clapton kurz zu Blind Faith, bevor er Ginger Baker’s Air Force gründete, eine Jazz-Rock-Fusion-Band. Auch das Projekt war von kurzer Dauer, Ginger, schwer auf Droge, ging nach Nigeria und baute in Lagos ein Studio, in dem er unter anderem mit Paul McCartney und Fela Kuti aufnahm. Auch das dauerte nicht ewig. In den 1980er lebte er in Italien, kam irgendwann vom Heroin los und lebte das Leben einer Legende zu Lebzeiten, später in Südafrika, wo er sich mit Pferdezucht und Polo die Zeit vetrieb, die er nur selten für diverse musikalische Projekte unterbrach.

Er nahm mit Bands wie Public Image Ltd. auf, mit Hawkwind, in den 1990ern mit Masters of Reality. Baker galt als ungemütlicher, unbeherrschter Zeitgenosse. Eine 2012 erschienene Doku titelt wesenskonform "Beware of Ginger Baker", seine zwei Jahre zuvor veröffentlichte Autobiografie trug den bezeichnenden Titel Hellraiser. Es hieß, er mochte Polo lieber als Menschen. Auch ein Erbe.

Dennoch beeinflusste sein vom Jazz kommendes Spiel Legionen von Drummern, der Struwwelpeter von Cream galt als einer der besten Schlagzeuger aller Zeiten. Dem ist nicht zu widersprechen. Im Alter von 80 Jahren ist Ginger Baker nun gestorben. (Karl Fluch, 6.10.2019)