"Bei diesen Filmchen habe ich 16.000 bis 20.000 Views – das bringt der Fellner mit seinen Diskussionen nicht zusammen": "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand im "Stadtgespräch" auf W24.

Foto: W24 Screenshot

Ist Eva Dichand, "Heute"-Herausgeberin und Frau von "Krone"-Herausgeber Christoph Dichand, zuständig fürs Kämpferische in der Familie Dichand? "Vielleicht, ja", sagt sie im Sonntagabend ausgestrahlten "Stadtgespräch" auf W24. Nachsatz – angesprochen auf den Wettbewerb mit "Österreich" und die Auseinandersetzungen zwischen den "Krone"-Gesellschaftern Familie Dichand, deutsche Funke-Mediengruppe und Immobilienmilliardär René Benko: "Die haben alle nur ein Glück, dass ich nicht die 'Krone' leite, weil da würde es ihnen anders gehen. Mein Mann ist da gutmütiger." Christoph Dichand arbeite "viel hinter den Kulissen", und es gehe da ja "nicht nur ums Kämpfen nach außen".

Der Schwiegervater war's

Wie kam die Investmentbankerin zu einer Tageszeitung? "Das mit Medien ist schon über meinen Mann oder eigentlich meinen Schwiegervater zustandegekommen, der gesagt hat: Die Zukunft ist Gratiszeitung – und er kann das nicht mehr machen." Dieser Schwiegervater war "Krone"-Gründer Hans Dichand, dem die deutschen Mitgesellschafter bei der "Krone" nicht erlaubten, eine Gratiszeitung zu machen. Also übernahm das Schwiegertochter Eva.

"Wie größenwahnsinnig"

Dichand über die "Heute"-Gründung: "In Wirklichkeit, wenn man das im Nachhinein betrachtet, ist es ja wie größenwahnsinnig. Ich kann das ja selber gar nicht glauben, dass ich das gemacht habe. Wenn man ganz jung ist, geht man das mit so einer Naivität an und mit einer Hausschläue und mit dem richtigen Umfeld..."

Wann "Heute" – vom damaligen Pressesprecher des Wiener Wohnbaustadtrats Werner Faymann Wolfgang Jansky – gegründet wurde, hat Eva Dichand nicht mehr so präsent: Sie siedelt die Gründung im "Stadtgespräch" 2006 an, da kam "Österreich" – "Heute" startete schon am 6. September 2004. Dichand hatte dort erst ab 2005 offiziell eine Funktion.

"Puppi wegwischen"

Wolfgang Fellner kam 2006 mit seiner Kauf- und Gratiszeitung "Österreich", da hatte "Heute" den Markt schon besetzt. Dichand: "Der hat sich gedacht: Das Puppi wird er wegwischen, das Puppi hat sich aber nicht wegwischen lassen, und bis heute sind wir viel größer und viel besser."

Für Fellner hat Eva Dichand noch einen kleinen Seitenhieb zur Hand, als es um ihren Instagram-Account mit 50.000 Followern und die Insta-Stories der Sammlerin vor allem aus der Kunstszene geht: "Bei diesen Filmchen habe ich 16.000 bis 20.000 Views – das bringt der Fellner mit seinen Diskussionen nicht zusammen."

Schwindende Macht

Wie hält es Dichand als Herausgeberin der zweitgrößten Tageszeitung mit Macht? "Ich habe Tageszeitung nie gemacht, um Macht zu haben. Ich glaube, auch mein Mann nicht und auch mein Schwiegervater nicht", sagt Dichand im "Stadtgespräch". Und: "Die Macht der Medien schwindet sowieso im digitalen Zeitalter. Es wird alles viel transparenter, viel demokratischer und viel mehr aufgeteilt."

Dichand arbeitet an einem neuen Projekt, das nur noch "wenig" mit Medien zu tun habe, erklärt sie im "Stadtgespräch". Der digitale Medienmarkt in Österreich sei "zu klein", das neue Vorhaben sei "eigentlich mehr was im Tourismusbereich". Mehr verrät sie nicht über das Projekt.

Dichand hält über eine Stiftung noch knapp weniger als 25 Prozent an der Gratiszeitung "Heute" und persönlich an "Heute.at". Sie sitze in ihrem Unternehmen aber "nicht mehr bei 'Heute'", sondern beim Gesundheitsportal "Netdoktor", das mehr Unique Clients habe als die Zeitung – "als alle, glaub ich", fügt sie noch an.

Das deckt sich nicht ganz mit den Daten der Österreichischen Web-Analyse (ÖWA) – sie weist netdoktor.at im August (die September-Daten werden am Mittwoch veröffentlicht) 2.674.077 Unique Clients aus und "Heute.at" 3.644.572. (fid, 7.10.2019)