Matthias Strolz in "Im Zentrum" im ORF.

Foto: Screenshot ORF TVthek

Als Politpensionist und also wieder Pilot seines Lebens sitzt der ehemalige Chef der Neos entspannt Im Zentrum und wagt einen Helikopterblick auf das Land, das er mitgestalten wollte. Er sieht die Heimat in einer Transformation, sieht tektonische Verschiebungen im alten Politgebirge, dessen Bewohner, so Matthias Strolz, gerne zur Technik der Unwahrheit greifen würden. Nicht jeder in der Debattenrunde will diesen Lügenvorwurf bestätigen.

Strolz bleibt jedoch bei seiner Diagnose und mutiert zum mahnenden Ratgeber. Wenn es um die Koalitionsverhandlungen geht, lässt er aus Eindrücken der Vergangenheit Anregungen blühen: Vorsicht vor jenem jungen Wahlsieger, der zwei Koalitionen gesprengt hat!

"Bombn unterm Sessl"

"Wer immer mit Sebastian Kurz koaliert, der hat a bisserl a Problem, weil er das Gefühl hat: Ich kann nicht einmal aufs Häusl gehen. Weil, wenn i zrückkomm, hab i vielleicht a Bombn unterm Sessl." Strolz düstere Spekulation löste bei Ex-Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) seltsamerweise Schmunzeln aus und beim Ex-Vize-Klubobmann der Grünen Karl Öllinger Gelächter.

Nur der frühere FPÖ-Klubobmann Walter Rosenkranz wirkte versteinert. Strolz tangierte das nicht. Er legte nach ("Ich könnt ma vorstellen, dass den Grünen gscheit die Muffe geht ...") und bringt seine Neos ins Spiel, um den Grünen bei Verhandlungen mit dem Imperium des türkisen Darth Vader beizustehen. Zwar wirkte der Politpensionist hier als Lobbyist. In einer recht verschlafenen Runde aber war er der Pilot der Kurzweil. (Ljubiša Tošić, 8.10.2019)