Großen Ankündigungen im Sport folgten in der Vergangenheit oft noch größere PR-Termine: Der mittlerweile verstorbene ehemalige BSO-Präsident Rudolf Hundstorfer, Turnerin Nicole Ruprecht, Diskus-WM-Bronze-Medaillengewinner Lukas Weißhaidinger, Hürdensprinterin Beate Schrott und der ehemalige Sportminister HC Strache beim Sommerfest der Bundes Sport Organisation.

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Wien – Es ist weniger der Segen als der Fluch des Sports, dass er so viele Ressorts tangiert. Sport ist Politik, Sport ist Wirtschaft, Sport ist Kultur, Sport ist Bildung, Sport ist Gesundheit, Sport ist Familie, Sport ist Integration, Sport ist hierzulande sogar Landesverteidigung. Da nimmt es nicht wunder, dass der Sport ab 1985, da Fred Sinowatz "Minister für Unterricht, Kunst und Sport" wurde, als Wanderpokal – als Wurmfortsatz, sagen andere – von einem Ministerium zum anderen zog. Zuletzt war Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) zuständig.

Die wichtigste Nebensache der Welt, so nennt sich der Sport, der doch die unwichtigste Hauptsache ist. Ob der 29. September das Land verändert haben wird, bleibt abzuwarten. Der Sport darf sich keine großen Hoffnungen machen, soviel steht fest. Vor der Wahl hatte die Bundes Sport Organisation (BSO) als Interessensvertretung und Koordinationsplattform allen Parteien einen Fragebogen geschickt. Fast alle reagierten, nur die Liste Jetzt sah sich wegen ihrer Personalsituation nicht imstande zu antworten. Die Wahl hat diese Personalsituation nicht verbessert.

Windtners Forderung nach eigenem Ministerium

Die BSO, an deren Spitze der frühere burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl am 8. November zum Nachfolger des verstorbenen Rudolf Hundstorfer gewählt werden soll, zielte mit ihren Fragen darauf ab, möglichst große Übereinstimmung in den Antworten zu erzielen – um sich darauf beziehen zu können, wenn irgendwann einmal eine neue Regierung steht. Das ist gelungen. So gaben alle Parteien an, einem Berufssportgesetz, besserer Anerkennung des Ehrenamts, mehr Prävention im Gesundheitswesen und der Erstellung eines Sportstättenplans positiv gegenüber zu stehen. Warum auch nicht?

Ob Österreich Großevents im Sport veranstalten soll? Hier üben sich alle Parteien in Vorsicht. Die ÖVP wich dieser wie anderen Fragen aus und formulierte Allgemeinplätze à la "Wir müssen wissen, wo wir hinwollen" oder "Es ist die Aufgabe der Politik, Sportinteresse zu wecken, Sportentwicklung zu fördern und Sportbegeisterung zu ermöglichen". Die Grünen schließen aus der Tiroler Ablehnung von Olympischen Winterspielen 2026 ganz generell, dass "eine Mehrheit der Bevölkerung gegen Großveranstaltungen dieser Art ist".

Mit seiner Forderung nach einem eigenen Sportministerium steht Leo Windtner, der Präsident des Fußballbunds (ÖFB) und BSO-Vize, alleine da. Eigenständigkeit spielt es nicht. Was es, in welchem Ministerium auch immer, vielleicht spielen wird, ist ein Büro, in dem nicht mehr von früh bis spät geraucht wird. Und das wäre ja auch schon ein Fortschritt. (Fritz Neumann, 7.10.2019)