Maximilian Wöber: "Ich habe erwartet, dass es Proteste gegen mich gibt. Aber dass meine Familie beschimpft wird, ging zu weit."

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Es ist nicht die Zeit des Erwachens, sondern des Nachnominierens. Der berühmte Verletzungsteufel, dieser Ungustl, hat Österreichs Fußballnationalmannschaft heimgesucht. Trotzdem finden die Qualifikationsspiele am Donnerstag in Wien gegen Israel und drei Tage später in Laibach gegen Slowenien statt. Florian Grillitsch, Stefan Lainer und Philipp Lienhart fallen aus, David Alaba ist zwar angereist, seine Teilnahme scheint aber unwahrscheinlich, er hat einen Haarriss in der Rippe. Teamchef Franco Foda musste den Kader auffüllen, seine Wahl fiel auf Christopher Trimmel von Union Berlin, Bremens Marco Friedl und Maximilian Wöber.

Letztgenannter hat vor Kurzem die Tiefen des Fußballs kennengelernt. Dabei fühlt sich der 21-jährige Innenverteidiger bei Meister Red Bull Salzburg "pudelwohl". Pech war und ist seine Rapid-Vergangenheit. Am 25. September gastierte Salzburg anlässlich des Cups im Allianz Stadion (2:1 n.V.). Wöber stand nicht im Aufgebot, was den schlichten Ultras aber wurscht war.

Sie hatten Transparente aufgezogen, deren Inhalt an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten war. Unterste Schublade ist eine schamlose Untertreibung. Sogar Wöber war verblüfft. "Ich habe erwartet, dass es Proteste gegen mich gibt. Aber dass meine Familie beschimpft wird, ging zu weit." Er habe mit seinen Eltern darüber gesprochen. "So etwas will keine Familie erleben." Sportdirektor Zoran Barisic und Präsident Michael Krammer haben sich telefonisch gemeldet und entschuldigt. "Das war okay."

"Irgendwann werde ich dort auch spielen"

Vier Tage später, bei Rapids Heimspiel gegen Hartberg, hing im VIP-Bereich ein Plakat des Bedauerns. Besonders aggressive Mitglieder der Fanszene haben es entfernt. Wöber: "Ich muss und will mit der Geschichte abschließen. Irgendwann werde ich dort auch spielen und mir die Beschimpfungen anhören."

Über Salzburg spricht Wöber eindeutig lieber. Er lässt das 3:4 in Liverpool Revue passieren. "Ein unglaubliches Erlebnis, ein Highlight, obwohl die Niederlage nach wie vor wehtut." Zwei Jahre lang ist er im Ausland gewesen, erst Ajax Amsterdam, dann FC Sevilla. Die frühe Heimkehr war eigentlich nicht geplant, das Angebot von Salzburg habe er nach reiflicher Überlegung "bewusst angenommen. Hier wird wahnsinnig professionell gearbeitet, wir Spieler haben alles. Es ist noch professioneller als bei Ajax. Es ist auch lustig, der Schmäh rennt abseits des Platzes, es ist sehr familiär."

Natürlich müsse man sich daran gewöhnen, wieder gegen Altach oder in Mattersburg tätig zu sein. Bei allem Respekt vor jedem Fußballverein. "Es geht mir darum, Spielpraxis zu bekommen. Man hat ja nicht nur die Matches, die man hoch gewinnt. Es gibt bis zu zehn Trainings in der Woche. Da kann man sein Niveau anheben, muss alles geben." Er, Wöber, schließe nicht aus, noch einmal in eine viel größere Liga zu wechseln. "Beim ersten Mal war es vielleicht zu früh, mir fehlten mein Umfeld, die sozialen Kontakte. Ich war zu unerfahren."

"Der übernächste Schritt ist der zum Stammspieler"

Nun ist er Teil des Nationalteams. Speziell in der Innenverteidigung herrscht dichtes Gedränge (u.a. Martin Hinteregger, Aleksandar Dragovic, Stefan Posch). Wöber nimmt den Konkurrenzkampf an. Er will nicht Kandidat für eine Nachnominierung sein, von Verletzungen anderer profitieren. "Mein Anspruch muss sein, jedes Mal dabei zu sein, mich zu etablieren. Der übernächste Schritt ist der zum Stammspieler." Wöber sagt, die Zeit spreche für ihn. Er genieße das Abenteuer Champions League mit Salzburg. Angst vor Rapid habe er übrigens keine. (Christian Hackl, 7.10.2019)