Männer werfen ihren Konkurrenten im beruflichen Wettbewerb mehr Knüppel zwischen die Beine als Frauen. Das hat ein aktuelles Experiment gezeigt.

Foto: Markus Breig, KIT

Befinden sich Männer in einer beruflichen Wettbewerbssituation, handeln sie im Schnitt häufiger unfair als Frauen. Konkret investieren sie dabei deutlich mehr Ressourcen, um die Leistung von Konkurrenten zu senken. Zu diesem Schluss kommen Wissenschafter des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und des Instituts für angewandte Mikroökonomik in Bonn nach einem umfangreichen Laborexperiment.

Durch Sabotage zum Sieg

Bei Wettbewerben zählt die relative Leistung, es ist nur wichtig, dass man besser als die Mitbewerber ist. "Man kann also entweder härter arbeiten und seine eigene Performance erhöhen, oder die Performance des anderen senken. Alle Aktivitäten, die die Performance des Gegners senken, fallen unter den Begriff Sabotage", erläutert Petra Nieken vom KIT-Lehrstuhl für Human Resource Management. In dem aktuellen Experiment erhielten die Teilnehmenden die Aufgabe, Wörter in eine Ziffernfolge zu übertragen. Für jede richtige Codierung bekamen sie Punkte, und wer die meisten Punkte erreichte, erhielt einen Bonus.

Frauen und Männer zeigten im Durchschnitt vergleichbare Leistungen. Beide Geschlechter hätten also auch eine in etwa gleiche Chance, den Wettbewerb gegeneinander zu gewinnen. Es gab in der Versuchsanordnung allerdings die Möglichkeit, durch den Einsatz von Geld dem Wettbewerber Punkte wegzunehmen. Es zeigte sich, dass Männer mehr als Frauen sabotierten, sie investierten mehr Geld, um die Leistung des Wettbewerbers zu senken. "Dadurch gewinnen sie häufiger, obwohl Männer und Frauen im Schnitt vergleichbare Leistung bringen", sagt Nieken.

Männer überschätzen die Feindseligkeit ihrer Umwelt

Bei dem Experiment wurden zudem die Informationen, die die Teilnehmer über das Sabotage-Ausmaß der Wettbewerber erhielten, gezielt variiert. "Wir konnten zeigen, dass der relevante Faktor für das eigene Sabotage-Verhalten die Unsicherheit über das Sabotage-Verhalten der Wettbewerber ist", so Nieken. "Männer überschätzen die gegen sie gerichtete Sabotage systematisch, infolge dessen sabotieren sie auch stärker. Frauen dagegen schätzen das Ausmaß der Sabotage realistisch ein. Es ist nicht so, dass Frauen und Männer unterschiedliche moralische Wertmaßstäbe haben, sondern Männer nehmen ihre Umwelt als kompetitiver, stärker auf Wettbewerb ausgerichtet, wahr", betont Nieken.

Wenn Männer das Feedback-Signal bekommen, dass die Welt gar nicht so kompetitiv ist, wie sie annehmen, passen sie ihre Erwartung – infolge auch ihr Verhalten – entsprechend an und reduzieren ihr Sabotage-Verhalten auf das Level von Frauen. "Das funktioniert schon durch ein sanftes Signal", sagt Nieken. Die Folge: Es gewinnt wieder die bessere Person und Frauen sind nicht systematisch benachteiligt. Diese Erkenntnis ermöglicht es laut Nieken, Sabotage-Verhalten schon entgegenzusteuern, indem im Unternehmen Bewusstsein für diesen Mechanismus geschaffen wird. (red, 8.10.2019)