Sturm will die Arena in Graz-Liebenau pachten und wünscht sich eine Zwei-Stadien-Lösung mit dem Stadtrivalen GAK.

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Graz – Sturm Graz hat seine wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt und die Steiermark hervorgestrichen. Laut einer vom Verein in Auftrag gegebenen Wertschöpfungsanalyse produziert Sturm eine Bruttowertschöpfung von 30 Millionen Euro. Damit bekomme die öffentliche Hand 13,5 Millionen in Form von Steuern und Abgaben, hieß es am Montag bei der Präsentation der Studie.

Vereinspräsident Christian Jauk und Wirtschaftsgeschäftsführer Thomas Tebbich berichteten von 325 Arbeitsplätzen, die Sturm sichere. "Die Wirtschaftsanalyse soll die Antwort auf die Frage geben, was Sturm außerhalb des sportlichen Faktors für Stadt und Land macht", betonte Jauk. Die gemeinsam mit der Wirtschaftsfachhochschule Campus 02 und der Wirtschaftskammer Steiermark ausgearbeitete Studie solle Missverständnisse ausräumen und "Licht in die wirtschaftlichen Aspekte des Vereins bringen".

Zahlen wurden in einer Fan-Umfrage im Frühjahr erhoben. Themen waren etwa Anreise und Konsum an Spieltagen. "Erfolgreich ist eine Mannschaft, wenn sie etwas bewegt", zitierte Tebbich Sturms Jahrhunderttrainer Ivica Osim. Die Studie habe gezeigt, dass Sturm alle Altersklassen, insbesondere jene der 14- bis 24-Jährigen, bewegt. Ein durchschnittlicher Besucher der Merkur-Arena nimmt 50 Fahrkilometer pro Heimspiel auf sich. Der Konsum für Essen und Trinken liegt im Schnitt bei 30 Euro pro Kopf.

15 bis 20 Millionen Euro für 20 Jahre

Dass die Studie mitten in der Debatte über die Sturm-Heimstätte präsentiert wurde, soll Zufall sein. Seit der Vorwoche erregt ein öffentlicher Vorstoß des Vereins die Gemüter: Er will die Arena in Liebenau pachten. Das Angebot liegt laut Jauk bei 15 bis 20 Millionen Euro für einen Vertrag über 20 Jahre. Rückmeldung habe man von Stadt und Land bisher nicht erhalten. Jauk sprach von einer "sehr emotionalen und turbulenten Woche. Es ist der Eindruck entstanden, dass Sturm viel bekommt und wenig zurückgibt."

Einmal mehr führte Jauk an, dass der Verein bei seinem Umsatz (18 Millionen Euro) hinter der Wiener Konkurrenz liegt. Rapid und Austria hätten durch ihre neuen Stadien andere Möglichkeiten. Man strebe gemeinsam mit der Politik eine Lösung an. Tebbich hielt dazu fest: "Man hat gesehen, dass, wenn Vereine ihr Stadion selbst verwalten, die Angebote und die Umsätze steigen."

Schlechte Karten für den GAK

Involviert in die Causa ist auch der Stadtrivale. Zweitligist GAK spielt in ebenfalls in der Merkur-Arena. Bezieht Sturm diese als Pächter, müssten die Athletiker in ein eigenes Stadion ausweichen. Einen Neubau um zehn bis zwölf Millionen Euro würde aber auch Sturm durch seinen Pachtvertrag mitfinanzieren, meinen die Verantwortlichen. Mit dem GAK sei man jedenfalls in gutem Einvernehmen. Eine Zwei-Stadien-Lösung lehnten Politiker in der vergangenen Woche ab. Das sei nicht zu realisieren, hieß es.

Unabhängig davon wird angepeilt, Graz künftig auch für Länderspiele wieder interessanter zu machen. 2011 spielte das ÖFB-Team zuletzt in Liebenau. Verbessert werden muss die Situation bei den VIP-Plätzen, von denen zumindest 1.000 verfügbar sein sollen. Die Stadt arbeitet im Hintergrund an einer Lösung. (APA, 7.10.2019)