"Unfassbar" (wie der Bürgermeister sagte) ist für Wissenschafter an der fünffachen Tötung in Kitzbühel nicht viel. Die Wissenschaft kennt den Begriff der "toxischen Männlichkeit" – Gefühle außer Wut und Aggression dürfen nicht gezeigt werden, Konflikte werden durch Gewalt gelöst. Der Täter von Kitzbühel war ein junger Macho, der eine für ihn unerträgliche Kränkung erlitt – eine Schusswaffe war (beim Bruder) zur Hand.

Der Fünffachmord in Kitzbühel löste Bestürzung im ganzen Land aus.
Foto: APA/EXPA/ JOHANN GRODER

"Unfassbar" in einem gewissen Sinn sind die Reaktionen in den sozialen Medien. Die SPÖ Langenzersdorf, mit einer entsprechenden Posting-History, glaubt darauf hinweisen zu müssen, dass der mutmaßliche Täter FPÖ-Mitglied war. Aber ganz rechts toben sich die Poster wirklich aus. Im Forum der rechtsextremen Zeitschrift "Wochenblick" haben sie Hochsaison: "Schade dass es kein Afghane war" – "Wetten wir mal, welcher Religion er angehört" – "Wie schnell man wieder einmal 'Einheimischer' dazuschreibt. Warum? Um aufzuzeigen, wie böse wir Österreicher sind?" Und: "Ein Afghane, der in Tirol lebt, wird doch heute als 'Tiroler' bezeichnet. Heißt noch gar nichts!"

Nein, es heißt nur, dass ein nicht geringer Teil unserer Landsleute und Zeitgenossen sich in eine Parallelwelt aus Verschwörungstheorien, Fremdenhass und Gewaltfantasien ("Egal wo der herkommt, kurzen Prozess und dann ab in die ewigen Jagdgründe.") verrannt hat, die selbst gefährlich ist. (Hans Rauscher, 7.10.2019)