Portugals Premier António Costa steht nach seinem Wahlsieg vor einer zweiten Amtszeit.

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Dass linke Politik weder abgehoben noch langweilig sein muss, hat António Costa, Portugals wiedergewählter Premier, früh unter Beweis gestellt. 1993, damals Bürgermeisterkandidat im Lissabonner Vorort Loures, schickte er im Wahlkampf einen leibhaftigen Esel gegen einen roten Ferrari ins Rennen, um auf die Staus im Pendlerverkehr aufmerksam zu machen. Doch obwohl das Langohr, wie vorhergesagt, vor dem Boliden mit 300 Pferdestärken über die Ziellinie trottete, hatte Costa bei der Wahl das Nachsehen.

Ein Vierteljahrhundert später beweist er, dass linke Politik sehr wohl erfolgreich sein kann. Seinen Anfang nahm der Aufstieg des heute 58-Jährigen zu Europas erfolgreichstem Sozialisten schon 2007, als Costa, zuvor Innenminister, zum Lissabonner Bürgermeister gewählt wurde. Im Land an der Westkante Europas ist das Amt traditionell ein Sprungbrett für noch höhere Weihen.

Acht Jahre lang päppelte er die so pittoreske wie marode Stadt zu einem hippen Touristenziel auf und sanierte inmitten der Krise die Stadtfinanzen; zugleich vermochte sich der leutselige Sozialist im Rathaus elegant des Korruptionssumpfes zu entziehen, in den sein früherer Chef, Premier José Sócrates, kurz darauf schlittern sollte.

1991 ins Parlament gewählt

Die Politik ist Costa in die Wiege gelegt. Seinem Vater, einem von den Faschisten António Salazars verfolgten kommunistischen Schriftsteller aus der ehemaligen Kolonie Goa, verdankt er nicht nur den dunklen Teint, sondern auch sein Gespür für die linke Ideenwelt. Als Teenager erlebte er das Ende der Diktatur, mit 13 trat er der Sozialistischen Partei (PS) bei, 1991 wurde er in den Palácio de São Bento gewählt, Portugals Parlament.

Dazwischen arbeitete der zweifache Vater als Anwalt in der Kanzlei von Jorge Sampaio, dem früheren Staatspräsidenten. 2015 wählten die PS-Mitglieder den Hobbykoch zum Spitzenkandidaten für die Parlamentswahl. Sein Zaudern danach, als er sich anfangs sowohl den stimmenstärkeren Konservativen als auch der Linken verweigerte, schien diejenigen zu bestätigen, die Costa lange mangelndes Format attestierten.

Der gewiefte Taktiker sollte die Kritiker seiner linken Minderheitsregierung jedoch rasch Lügen strafen. Nach jahrzehntelanger Feindschaft vermochte er Sozialisten und Kommunisten zu versöhnen. Weil sowohl der PS als auch seine beiden linken Satelliten gestärkt aus der Wahl hervorgingen, dürfte das Experiment am Tejo in die Verlängerung gehen. (Florian Niederndorfer, 7.10.2019)