Werner kann nicht aufhören. "Nur eine Zigarette", entschuldigt er sich bei seiner Frau, der Gitti, und schaut sie ganz lieb an. Gitti (Doris Kaufmann) ist ein bisserl grantig, weil Werner doch nicht rauchen soll. Aber wirklich böse ist sie nicht. Denn Werner (Werner Prinz) hat Krebs. Endstadium, den Sauerstoff hat er im Wagerl dabei.

Werner (Werner Prinz) braucht noch eine Zigarette.
Foto: © 13TH STREET

Heute ist Werners Geburtstag, deshalb hat er nicht nur eine Zigarette geraucht, sondern auch schon ein paar Biere intus. Mindestens ebenso besoffen wie Werner ist Bernie (Simon Schwarz). Die Promille steigern das Nähebedürfnis von allen, wie es halt so ist, man liegt einander in den Armen: "Du bist meine Südsee, du bist mein Paradies."

Plötzlich tot auf dem Herrenklo

Später wird sich in der Serie Prost Mortem niemand mehr so genau erinnern können, wer wann und wo letzten Kontakt zu Werner hatte. Denn das Leben des Jubilars findet auf dem Herrenklo sein abruptes Ende. War es Suizid? Niemals, sagt Gitti und knöpft sich die Verdächtigen vor: Werners Schwester Eva (Elke Winkens), ihren Assistenten Steven (Timur Bartels), die Kellnerin Zoe (Janina Fautz).

Gitti (Doris Kaufmann) hat ihren Werner geliebt.
Foto: 13TH STREET

Vier Folgen schwarzen Humors versucht das deutsch-österreichische Hybrid Prost Mortem – Die letzte Runde zuerst am 9. und 16. Oktober im Abokanal 13th Street und ab November auf Puls 4 zu erzählen. Matthias Writze (Wannabe) schrieb die Drehbücher mit Michael Podogil (Fucking Drama), der auch Regie führte.

Für Puls 4 ist die Kooperation mit NBC Universal und Dor Film die erste Produktion einer Miniserie. Ende November programmiert Puls 4 Prost Mortem als "Serienevent", "ein kleines Vorweihnachtsgeschenk" verspricht Senderchefin Stefanie Groiss-Horowitz.

Puls-4-Senderchefin Stefanie Groiss-Horowitz.
Foto: Puls 4

Dass es so weit kam, ist gewissermaßen ihre "Schuld", erzählt Groiss-Horowitz im Gespräch mit dem STANDARD. Als sie vor zwei Jahren vom ORF zu Puls 4 kam, lud sie Produzenten zur Zusammenarbeit ein. Den Zuschlag erhielt Ende letzten Jahres schließlich NBC Universal. "Besonders gereizt" habe sie, dass die Serie von einem deutschen Sender initiiert, aber in Österreich hergestellt wurde.

NBC Universal bespielt in Deutschland den Krimikanal 13th Street. Gedreht wurde in Wien, mit Simon Schwarz und Elke Winkens sowie den jungen Machern gibt es einen hohen Österreicher-Anteil. "Für uns war das Gesamtpaket ausschlaggebend. Ich mag den schwarzen Humor, die Verortung im Beisl und nicht in der High Society fand ich charmant. Die Figuren haben etwas sehr Österreichisches. Das passt zu uns." Mit Prost Mortem will Groiss-Horowitz ihr Stammpublikum ansprechen: "Ich versuche mit einer einmaligen Ausstrahlung nicht unbedingt ganz neue Seher zu erreichen, sondern offeriere dem Puls-4-Publikum ein Zusatzangebot."

Elke Winkens ist als Werners Schwester Eva von der Rolle.
Foto: © 13TH STREET

Dass sie zur gegenwärtigen Serienschwemme einfach ein weiteres Produkt beisteuere, zielt für Groiss-Horowitz an der Strategie vorbei, die sich mehr am richtigen Zeitpunkt orientiert: "Manchmal muss man die Gelegenheiten einfach nutzen."

Zwei, die sich gut verstehen: Bernie (Simon Schwarz) und sein Bier. In "Prost Mortem" trinkt er mehrfach über den Durst und macht sich damit verdächtig.

Foto: 13TH STREET

An US-Hochglanzproduktionen kann sich Prost Mortem nicht messen, eher an Kleinproduktionen, wie sie etwa in Deutschland ZDF neo anbietet. "Das Problem ist aktuell die Finanzierbarkeit. Uns war klar, dass wir fiktionale Produktionen nicht allein stemmen können werden", sagt Groiss-Horowitz. "Wichtig für die Herstellung solcher Produktionen ist, dass man mit einer jungen Generation neue Herstellungswege findet." Bei "ambitioniert kalkulierten Serien" habe der Gestaltungswille des Teams über viele Hürden geholfen: "Wenn wir manchmal dachten, nein, das können wir uns nicht leisten, kam über Nacht jemand mit einer Idee, wie es doch ging."

Fordernde Wahlen

Prost Mortem entstand ohne Förderungen. Hauptfokus sei die Produktion von Serien auch deshalb nicht, sagt Groiss-Horowitz: "Solange die Herstellung fiktionaler Produktionen durch Privatsender nicht anders unterstützt wird, ist das nicht unser primäres Interesse." Zwei, drei weitere Serienprojekte hat sie in der Schublade liegen. Eilig hat sie es damit aber nicht, "weil wir eine andere Investitionsstrategie verfolgen".

Vor rund einem Monat startete ProSiebenSat1Puls4 offiziell seinen Nachrichtenkanal Puls 24 im klassischen Fernsehen – aufgrund der vorgezogenen Neuwahlen früher als geplant. Groiss-Horowitz blickt auf turbulente Wochen zurück und auf "eine Herausforderung, weil manches noch nicht am Punkt fertig war. Wir waren sehr bemüht, dass man das nicht sieht."

Gelungener Start von Puls 24

Das sei gut gelungen: "Das merken wir beim Zuspruch des Publikums – sei es von der Politik, von anderen Medienhäusern und nicht zuletzt von unseren Zuseherinnen und Zusehern." Groiss-Horowitz sieht einen Bedarf an der medialen Aufbereitung tagespolitischer Themen durch Puls 4: "Das animiert uns weiterzumachen."

Der neue Kanal binde "nicht nur viel Energie und Leidenschaft, sondern auch Finanzmittel", sagt Groiss-Horowitz. Prost Mortem belege die Vielfalt des Senders, "weil wir zeigen wollen, dass wir auch in der Fictionproduktion eine eigene Tonalität haben". (Doris Priesching, 8.10.2019)