Franco Foda und seine Spieler (links Valentino Lazaro) wollen die kurze Vorbereitungszeit maximal nützen.

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Der zwölfte Mann kommt nur zur Hälfte.

Wien – Der Rücktritt von Marcel Hirscher hat Sinn gemacht. Sein Sponsor, Raiffeisen, bleibt der Skilegende schon ein bisserl treu, es wird ein paar PR-Termine geben. Aber einer, der nur mehr privat wedelt, muss finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Die Bank widmet um, Nutznießer ist das österreichische Fußballnationalteam. Der seit 2003 bestehende Vertrag wurde bis 2022 verlängert. ÖFB-Präsident Leo Windtner strahlte am Dienstag bei der Bekanntgabe im Palais Ferstel wie ein Kronluster, Leodegar Pruschak, der Geschäftsführer der Zentralen Raiffeisenwerbung, leuchtete mit. Schließlich schüre das Nationalteam Emotionen. 2003 betrug der Werbewert zwei Millionen Euro, jetzt sind es 13.

Windtner: "Vielleicht herrscht eine Übersättigung"

Warum für das vorentscheidende EM-Qualispiel am Donnerstag im Wiener Ernst-Happel-Stadion gegen Israel samt Andreas Herzog, erst 22.000 Tickets verkauft wurden, ist freilich ein emotionaler und wirtschaftlicher Jammer. Windtner, und der Versuch einer Ursachenforschung: "Vielleicht herrscht eine Übersättigung. Österreichische Vereine und Spieler überzeugen im großen Fußball." Zudem biete das Happel überhaupt keinen Komfort. "Ich würde mich nicht in die Kurve setzen, da ist alles 200 Meter weit entfernt." An der Preispolitik liege es eher nicht. "Wir sind international im unteren Bereich."

Das ist relativ, die Vollpreistickets kosten zwischen 32 und 66 Euro, Herbstschnäppchen sind das keine. ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold,: "Die teuren Karten gingen am besten. Aber natürlich muss man darüber nachdenken." Nach der starken Leistung beim 0:0 in Polen wurde mit einer vollen Hütte geliebäugelt (47.000). Neuhold: "Donnerstag, 20.45 Uhr, ist kein idealer Termin. Und das Stadion ist ungemütlich." In der verwichenen EM-Quali, die 2016 in die Endrunde nach Frankreich mündete, waren sogar die Partien gegen Moldau und Liechtenstein ausverkauft. Im damals genauso grauslichen Happel.

Windtner ("Wir werden auch das analysieren") ist trotzdem auf "Betriebstemperatur", was den Ausgang des Israel-Spiels aber nicht beeinflussen dürfte.

Einsatz von Alaba fraglich

Teamchef Franco Foda richtete einen Appell an die Nation: "Kommt, wir brauchen auch Energie von außen." Die von innen sei vorhanden. David Alaba und seine durch einen Haarriss beschädigte Rippe benötigen ein kleines Wunder, seinen Zustand beschrieb er so: "Wie man es nimmt. Man muss abwarten." Das klang nach einem "eher nein." Ernsthaft trainieren konnte er nicht, die Zeit wurde mit Lymphdrainagen und der Einnahme von Schmerztabletten verbracht. Möglicherweise kann er am Sonntag in Laibach gegen Slowenien arbeiten.

Generell ist die Zuversicht aber groß. Marko Arnautovic wies auf die vergangenen vier Spiele hin. "Da war viel Qualität dabei, es liegt an uns." Valentino Lazaro, der bei Inter Mailand in sieben Ligapartien null Einsatzminuten hatte, sagte: "Wir werden mit Mut, Freude und Ehrgeiz auf den Platz gehen." Der 23-Jährige ist ob der fehlenden Praxis nicht beunruhigt. "Ich genieße jeden Tag bei Inter, lerne als Mensch und Fußballer viel." Er habe mit Trainer Antonio Conte gute Gespräche geführt. "Er wird rotieren."

Lazaro will in circa zwölf Jahren ein Fazit ziehen. "Ich möchte das Bestmögliche erreicht haben." Viel früher, Donnerstagnacht, möchte er sagen: "Die drei Punkte waren wichtig für uns." (Christian Hackl, 8.10.2019)