Die Desktop-Version von Signal.

Grafik: Signal

Wer schon einmal in einem größeren Unternehmen gearbeitet hat, der wird das kennen: Die Zeiten, in denen man auf Arbeitsplatzrechnern Software nach Belieben installieren konnte, sind längst vorbei. Prinzipiell ist dies auch durchaus verständlich, ist es doch die Aufgabe einer IT-Abteilung die Rechner sicher und von Schadsoftware frei zu halten, und das ist mit einem Wildwuchs an Programmen erheblich schwerer. Eine Entscheidung für das EU-Parlament sorgt nur trotzdem für einige Verwunderung.

Kein Signal am Desktop

Abgeordneten zum EU-Parlament ist es verboten, die Desktop-App für den verschlüsselten Messenger zu installieren. Dies berichtet Netzpolitik.org. Als Begründung verweist man auf Sicherheitsüberlegungen, Signal sei keine Standardsoftware im Europäischen Parlament heißt es da, und entsprechend nicht gestetet. Diese Stellungnahme kommt als Antwort auf ein Ersuchen von Martin Schirdewan von der deutschen Linken und Manon Aubry von La France insoumise.

Die Alternative, die die IT-Abteilung den Abgeordneten zu bieten hat, dürfte diese allerdings kaum zufriedenstellen. Als Alternative empfiehlt man nämlich die Nutzung von Whatsapp und der zugehörigen Web-App. In einer Stellungnahme zeigt sich Schirdewan denn auch offen verärgert, es sei geradezu blauäugig eineinhalb Jahre nach dem Cambridge Analytica auf eine Software von Facebook zu verweisen. Generell sei es fahrlässig mehrere Jahre nach den Snowden-Enthüllungen noch immer keine Möglichkeit zu bieten, sichere Messenger wie Signal oder Wire zu nutzen.

Hintergrund

Nicht zuletzt geht es in der Diskussion um eine Frage des Vertrauens. Whatsapp verwendet zwar die gleiche Form der Nachrichtenverschlüsselung wie es auch bei der Signal der Fall ist – genaugenommen hat man sie auch von dort übernommen. Allerdings fallen bei den Konversationen auch jede Menge Metadaten an, und auf die hat Facebook bei Whatsapp Zugriff – und nutzt sie auch für Werbung. (apo, 8.10.2019)