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Das Konzentrationslager Buchenwald war eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden. Im angeschlossenen Steinbruch wurden nun bisher unbekannte Stollen entdeckt.

Foto: REUTERS/Hannibal Hanschke

Erfurt – Anfang September sorgte der Linzer Filmemacher Andreas Sulzer mit einer im "ZDF" ausgestrahlten, von seriösen Historikern vielfach kritisierten Dokumentation zum Konzentrationslager Gusen in Oberösterreich für Aufsehen. Sulzer behauptete darin, dass unter der Stollenanlage in St. Georgen an der Gusen (Bezirk Perg) ein bisher unbekanntes riesiges Tunnelsystem existiert, in dem das nationalsozialistische Regime tausende Häftlinge Zwangsarbeit verrichten ließ. Experten halten diese Behauptungen nach eingehender Prüfung der Quellenlage für Humbug.

Freigelegter Zugang

Ganz anders verhält es sich allerdings beim Steinbruch des ehemaligen NS-Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar in Thüringen. Dort haben Forscher nun tatsächlich binnen knapp zwei Wochen drei bisher unbekannte Stollen entdeckt.

In der vergangenen Woche war bei wissenschaftlichen Untersuchungen ein etwa zehn bis 15 Meter langer unterirdischer Gang in dem Areal entdeckt worden, der womöglich als Luftschutzbunker dienen sollte. Anfang dieser Woche folgte der zweite – und nun ist man auf einen dritten gestoßen. Experten hätten ihn noch nicht betreten können, berichtete der Mitteldeutsche Rundfunk. Er scheine aber wie die beiden zuvor entdeckten leer zu sein.

Von Häftlingen gegraben

Die Stollen waren in der Endphase des KZ Buchenwald, eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden, im Frühjahr 1945 im Steinbruch angelegt worden. Die SS ließ sie von dort internierten Häftlingen graben.

Die US-Armee öffnete nach der Befreiung des Lagers im April 1945 zwei dieser Stollen und fand darin tonnenweise Raubgut der SS, das unter anderem aus dem Vernichtungslager Auschwitz stammte. Anfang Oktober wurde ein wissenschaftliches Projekt im Steinbruch von Buchenwald gestartet. Es soll Klarheit über künstlich angelegte unterirdische Hohlräume bringen. (red, APA, 11.10.2019)